Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges (H. 2)

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n. König Heinrich im Kampfe mit dem Papst nnd den Gegenksnigen. 
Da erschienen plötzlich auf dem Weihnachtsfeste zu Goslar, wo alles den 
siegreichen König huldigend umdrängte, Abgesandte des Papstes Greaor 
an den he Sachsen sich hilfeflehend gewendet hatten. Mit stolzen Worten 
forderte der Papst den König auf, sich vor ihm in Rom einzufinden zur 
Verantwortung wegen der ihm vorgeworfenen Vergehungen, besonders auch 
der Simonie; andernfalls würde er sofort mit dem Banne belegt werden 
Der überraschte König berief eine deutsche Bischofsversammlung nach 
Worms, die zahlreich besucht war. Die Bischöfe waren Gregor nicht freund¬ 
lich wegen seiner harten Maßregeln, die er unerbittlich durchgeführt hatte. 
Sre erhoben brttere Anklagen gegen ihn und setzten ihn ab. Als Gregor 
das horte, ließ er Geistlichkeit und Volk von Rom in die Peterskirche zu- 
lammenberufen. Darauf sprach er über den König, den Erzbischof von Mainz 
st^cre ®ifchöfc den Bann aus und gab den übrigen deutschen 
geistlichen Fürsten Frist sich zu verantworten. Alle Untertanen wurden durch 
den Bannfluch des Eides gegen den König entbunden. 
Eine gewaltige Aufregung herrschte darob im deutschen Lande. Da 
kamen auch die Herzoge von Schwaben und Bayern mit andern weltlichen 
und geistlichen Großen und den Abgesandten der Sachsen zusammen. Sie 
verlangten, Heinrich solle sich vor dem Papste, den sie nach Deutschland 
rufen wollten, verantworten, bis dahin aber als Gebannter sich aller Macht¬ 
ausübung enthalten. Der bedrängte König tat, wie ihm auferlegt war: 
aber zugleich faßte er einen festen Entschluß: er wollte sich vom Banne frei 
sprechen lassen, um als Herrscher wieder sreie Hand zu haben. Seine Ge¬ 
mahlin, die treu zu ihm gehalten hatte, sein Söhnchen und nur ganz wenige er¬ 
gebene Diener nahm er mit sich und trat von Speier aus mitten im Winter 
Me Reise an. Es war eine strenge Kälte, und die Reise über die Alpen 
war sehr beschwerlich. Aber trotz Schneestürmen, trotz Mühen und Entbeh¬ 
rungen kamen die Pilger gesund in Lombardien an. 
Der Papst befand sich schon auf der Reife. Als er hörte, daß Heinrich 
käme, flüchtete er in das feste Bergschloß Canossa bei Modena. Er 
meinte anfangs, Heinrich hätte Feindseliges vor; als er aber hörte, daß er 
als Büßer erschiene, ward er wieder zuversichtlich. Drei Tage lang stand 
der Könrg barfuß und im Büßerhemde im Schloßhofe, um Einlaß flehend. 
Endlich am vierten Tage wurden die Pforten der Burg geöffnet. Reumütig 
sank Heinrich dem Papste zu Füßen, der ihn vom Banne lossprach und das 
Abendmahl mit ihm nahm. Dann kehrte der König sofort nach Deutschland zurück. 
Die Fürsten machten große Augen,, als Heinrich, vom Banne befreit, 
wieder erschien. Nichtsdestoweniger unterwarfen sie sich nicht, sondern wählten 
ihrem Versprechen zuwider den Herzog Rudolf von Schwaben zum Könige 
und stellten ein großes Heer auf. Da griff auch Heinrich zum Schwerte. 
Ein blutiger Bürgerkrieg begann, der das ganze Reich, namentlich wieder 
Sachsen durchtobte und verwüstete. Bald war der König siegreich, bald 
wurde er geschlagen. Endlich fiel Rudolf von Schwaben in einer Schlacht. 
Heinrich wurde des Aufstandes Meister, trotzdem der Papst eingriff und, da 
Heinrich nicht auf ihn achtete, zum zweiten Male den Bann gegen ihn 
schleuderte.
	        
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