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Namen Lek der Nordsee zu. (Der sogenannte Alte Rhein ist jetzt
durch eine Schleuse abgesperrt.)
Da die Flüsse Hollands einen sehr langsamen Lauf haben, so lagern
sich viele Sinkstoffe auf dem Bodeu derselben ab. Dadurch erhöht sich
das Flußbett allmählich, und die Bewohner sind gezwungen, auch die
Fig. 14. Die Rheinmündungen.
Dämme von Zeit zu Zeit zu erhöhen. — Holland hat zwei Kanäle,
die für die Seeschiffahrt in Betracht kommen: den Nordseekanal und
den Nordhollandkanal zwischen Amsterdam und dem Kriegshafen
de Helder.
6) Die Bewohner und ihre Tätigkeit. Der Niederländer ist ein tüchtiger
Landwirt und mit dem Boden, den er bebaut, aufs engste verwachsen; denn er hat
ihn erst durch Deiche schützen und durch Kanäle entwässern müssen, ehe er an die
Bebauung denken konnte. Diese ist mustergültig, die Viehzucht bisher unübertroffen.
Die Erzeugnisse der Molkereien (Edamer und Limburger Käse) haben Weltruf. In
Haus und Hos hält der Holländer auf die größte Sauberkeit, die in diesen: Lande des
weichen Moorbodens und des feinen Torfftaubes auch nötig ist, um dem Uber-
handnehmen des Schmutzes zu steuern. Für lebhaste Farben zeigt er eine besondere
Vorliebe; das erkennt man an der bunten Tracht, den grün und weiß gestrichenen
Häusern und den prächtigen Blumenbeeten seines Gartens. — Die Holländer sind
auch unternehmende Kanfleute und kühne Seefahrer. Die günstige
Lage ihres Landes lockte sie schon frühe hinaus auf das Weltmeer. In Südasien,
Afrika und Amerika erwarben sie große Kolonien, deren Erzeugnisse sie auf den
europäischen Markt brachten. Sie wurden jedoch später von den Engländern
überflügelt, an die sie auch einen großen Teil ihrer Kolonien verloren. Ihr Handel
ist aber immer noch bedeutend; nach Deutschland führen sie jährlich für ca. 500 Mill.
Mark Waren aus. Amsterdam und Rotterdam sind Welthandelsplätze.
Die Industrie ist nicht so bedeutend, da es dem Lande an Kohle und Eisen
fehlt. Im Nordosten gibt es Torfbrennereien, im Nordwesten Ziegeleien und Ton-