Full text: Lehrbuch der Geographie

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geradlinig verlaufen, die Meere untereinander verbinden und die Festländer 
in Figuren von geometrischer Regelmäßigkeit, meistens Dreiecke, zerlegen. Sie 
zeigen sich bisweilen verdoppelt, nachdem man sie kurz vorher noch einfach ge- 
sehen hat. Da der Planet eine der irdischen ähnliche, Wasserdampfreiche 
Atmosphäre besitzt, so wäre es nicht unmöglich, daß er von lebenden Wesen 
bewohnt ist. — Zwei winzige Monde von wenigen km Durchmesser, 
Phobos und Deimos (Furcht und Schrecken) benannt, umkreisen ihn, der 
innere mit so schnellem Umlaufe, daß er vom Mars aus im W. aufgehend 
und im 0. untersinkend erscheinen muß. 
§ 29. Die Planetoiden. Die breite Zone zwischen den Bahnen der 
Planeten Mars und Jupiter begann sich am ersten Tage des 19. Jahrhunderts 
mit der Entdeckung des winzigen Planeten Ceres zu füllen. Nachdem bis 
zur Mitte unseres Jahrhunderts noch drei Körper von ähnlichem Durchmesser 
und gleichem Sonnenabstande entdeckt wareu, fing man an, planmäßig nach 
diesen als Planetoiden oder Asteroiden bezeichneten kleinen Planeten zu sucheu. 
Bis Ende 1894 sind ihrer fast 400 entdeckt, deren mittlerer Abstand von der 
Sonne zwischen 360 und 450 Mill. km schwankt. Ihr meist sehr winziger 
Durchmesser liegt zwischen 25 und 375 km, so daß ihre Gesamtmasse an- 
nähernd x/i der Erdmasse betragen mag. Ihre Bahnen weichen von der 
Kreisform meist sehr ab, durchkreuzen sich häufig und werden durch die Nähe 
der größeren Planeten, besonders des Jupiter, störend beeinflußt. 
§ SO. Die oberen Planeten und ihre Monde. 5. Jenseits der 
Planetoiden beginnt die Reihe der großen Planeten, unter denen Jupiter 
durch Größe und Dichtigkeit der Sonne am nächsten steht. Die außer- 
ordentliche Stärke seines ruhigen weißen Lichtes läßt die Vermutung zu, daß 
er nicht nur reflektiertes Sonnenlicht ausstrahle, sondern auch noch einen Rest 
eigener Leuchtkraft besitze. Seiue Oberfläche wird von riesigen, Wasserdampf 
enthaltenden Wolkenmassen verhüllt, welche trotz mancher kleinen Veränderung 
große Beständigkeit im Aussehen zeigen. Seine hellere Äquatorzone ist beider- 
seits von dunkleren, rötlichen Streifen eingefaßt; am Außenrande des füd- 
lichen Streifens war Jahrzehnte hindurch ein oblonges Gebilde von gewaltiger 
Größe sichtbar, der jetzt im Verschwinden begriffene „rote Fleck" des Jupiter. 
Fünf Moude umkreisen den Planeten. Die Beobachtung der Finsternisse dieser 
Monde führte zur Entdeckung der Geschwindigkeit des Lichtes. 
6. Der mattgelb schimmernde Saturn ist hinsichtlich des Aussehens seiner 
Oberfläche (parallele Streifen, dunkle Flecke) dem Jupiter ähnlich, bildet aber 
durch die Zahl und Beschaffenheit seiner Trabanten die merkwürdigste Er- 
scheinung unseres Planetensystems. Zunächst umkreist ihn ein großer Ring, 
der je nach der Stellung des Saturn zur Erde als feine Lichtlinie oder als 
breiter Teller erscheint, auf dem der Planet wie eiue riesige Glocke ruht. Im 
Brust und Berdrow, Lehrbuch der Geographie. 24
	        
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