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der Küsten ergießt, daß dieselben im südwestlichen Theile der Ostsee weit mehr
zerrissen sind als im südöstlichen. Es macht sich also auf dieser Seite der zerstörende
Einfluß besonders bemerkbar; daher auch hier so viele Juselu vor der deutschen Küste
Rügen, Usedom und Wollin, deren Küsten gleichfalls dieselbe Zerrissenheit zeigen.
Im A. aber sind die Küsten derselben höher und steiler als die der Nordsee, so daß
sie nicht der Eindeichung wie jene bedürfen (f. § 45). Die schon genannten größern
Dänischen Inseln schließen die Ostsee fast völlig vom Atlantischen Oeean (oder der
Nordsee) ab, und daher fehlt der Ostsee Ebbe und Flut im eigentlichen Sinne
des Wortes. Dieselben Inseln, noch mehr die Skandinavische Halbinsel, verschließen
auch die Ostsee dem Aequatorialstrome; deshalb hat sie denn auch eiue niedrigere Tein-
peratnr als die Nordsee, und da sie überdies weit nach Norden hinaufgreift, so ge-
friert der nördliche Theil regelmäßig im Winter. Vormals hat das Weiße Meer
mit der Ostsee in Verbindung gestanden und Skandinavien war eine Insel. Darauf
deuten noch jetzt der Ladöga- und Onegasee, überhaupt die zahlreichen finnischen
Seen, als Reste des ehemals größereu Meeres*). In die Ostsee ergießen sich gegen
1200 mehr oder minder bedeutende Flüsse, daher ist das Wasser sehr wenig salzhaltig,
etwa V2 Loth auf das Pfund. Ist b-ie Ostsee vollständiges Binnenmeer? Wo ist die
breiteste, wo die schmälste Stelle?
Die Aordsec (das Deutsche Meer), 12,000 QM. (zwischen?) nach Süden mit
dem Atlantischen Ocean verbunden (durch?), hat im Süden und Westen so flache
Küsten und so geringe und allmälig wachsende Tiefe, daß man weit in das Meer
hineinwaten kauu. Daher sind die Ostküste Englands, noch mehr die Nordküste
Deutschlands und Hollands . durch dies, namentlich im Frühling und Herbst sehr
stürmische Meer fortwährend bedroht, und oft schon hat es trotz der von den Be-
wohnern mühsam zum Schutz aufgeführten Deiche (Dämme) ganze Gegenden über-
flutet, ja verschlungen, so im Jahre 1218 die 472 QM. große, fruchtbare, von
10,000 Friesen bewohnte Marsch id. i. fetter Boden am Meere), an deren Stelle jetzt
der Jahdebuseu liegt; so 1287 die Gegend des heutigen Dollart mit 50,000
Menschen; so in derselben Zeit das ganze große Land, das heute unter dem Zuydersee
begraben liegt. Die Reihe der Juselu, die von hier aus in einem großen Bogen
die Nordküste Hollands und Nordwest-Deutfchland umgürtet, sind jedenfalls Ueberreste
des versunkenen Festlandes. Jetzt sucht man die die Küste gleichfalls umsäumenden
Sand- und Schlammbänke, die zur Zeit der Ebbe blosliegen, Watten genannt, dem
Meere abzugewinnen, und solche eingedeichte Stellen, „Polder", sind sehr fruchtbar. —
Die Küste Norwegens ist nicht weniger zerrissen, wie die tiefen Einschnitte und die
vielen vorgelagerten Inseln zeigen, aber diese Küste erhebt sich in fast senkrechten Fels-
wänden von oft 650 in. Höhe und das Meer selbst hat schon nahe der Küste be-
deutende Tiefe. Die Nordsee war ehemals jedenfalls nach SW. geschlossen, so daß
also Frankreich und England zusammenhingen, wie aus der geologischen Gleichartigkeit
der beiden gegenüberliegenden Ufer und aus anderen Umständen zu schließen. Wo
hat der Canal die geringste Breite? (S. Britannien.) Aus dem Atlantischen Oeean
tritt eine Strömung in die Nordsee ein; die Strömung der Nordsee geht die Ostküste
entlang. Wo ist die breiteste Verbindung zwischen dem Atlantischen Ocean und der
Nordsee? (50 Meil. Br.) Auch von N. her tritt die Flut in die Nordsee. Wodurch
unterscheiden sich die Küsten der Nordsee von denen der Ostsee?
§ 20. Europas Bodenerhebung.
Von der Bodenerhebung Europas, von der Eintheilung in ein süd-
westliches Hochland und in ein nordöstliches Tiefland ist schon die
1) Nach den Forschungen Skandinavischer Gelehrten, namentlich Forchhaminers, war der gegen-
wärtig nordwärts geschlossene Bottnische Meerbusen .in alter Zeit umgekehrt südwärts geschlossen und
von der Ostsee getrennt, stand'dagegen nordwärts mit dem Polarmeere in Verbindung, von dem er allo
ein Meerbusen war. Durch das Emportauchen der jetzigen Nordlüste des Bottnischen Meerbusens wurde
diese über 1000 QM. große Wasserfläche von dem Polarmeere abgetrennt und zu einem Binnenmeere
gestaltet." Durch den furchtbaren Druck des Wassers wurde das südliche Ufer an der dünnsten Stelle durch-
krochen; die Alandsinseln sind die Neberbleibsel dieses weggerissenen Südufers.