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Wie wirken die Aequatorialströmung und der zurückkehrende Passatwind auf
Europas Klima bestimmend ein? Wie die Nähe Afrikas? Wie das Ein-
greifen des Meeres? Nicht minder günstig wirkt darauf auch die allgemein
verbreitete und sorgfältig gepflegte Bodencnltnr ein. — Wie unterscheidet
sich das Klima Ost-Europas von dem West-Europas im Allgemeinen? Die
Gegensätze von Kälte und Wärme sind im Osten schärfer als im Westen, wo
das Seeklima vorherrscht. So ist es in Süd-England und Irland im
December und Januar gelind (grüne Wiesen) und im Sommer immer nur mäßig
warm, nebelig und regnerisch. Warum hat die Norwegische Küste ein
milderes Klima als die Schwedische Ostküste? Warum hat die Russische
Ebene strengere Winter und wärmere Sommer als West-Europa? Wie ist
es möglich, daß Kopenhagen zwischen dem 55. und 56° und Christiauia
unterm 60° N. Breite nicht strengeren Winter haben, als Berlin uuterm 52% °?
Warum ist der Osten Europas minder mild als der Westen? Die südlichen
Länder Europas würden übrigens bedeutend wärmer sein, 'wenn nicht das
Mittelmeer die zu ihnen von Afrika kommende heiße Luft abkühlte. Welchen
Einfluß üben die Gebirge auf das Klima ganz Südwest-Europas? Welche
unter den drei südlichen Halbinseln ist die wärmste? Warum?
Daß der Regen in Europa sehr ungleich vertheilt ist, folgt gleichfalls
aus dem früher Gesagten. Europa gehört theils dem Bereich des ver-
änderlichen Niederschlags an, d. h. wo es im Sommer regnet und
im Winter schneit, theils der Regenzoue, wo es nur regnet. Die Grenze
der letztern läßt sich nicht nach einem Breitengrade bestimmen; sie hängt von
der Lage und Richtung der Gebirge und Hochflächen und der Nähe des
Meeres ab. (Vgl. den Abschnitt: Regen und Winde.) Südwest-England,
Spanien (Madrid?), Süd-Frankreich, das Land am Busen von Genua, West-
nnd Süd-Italien, Griechenland, die Ostküste der Türkei bis Constantinopel
liegen in der Regenzone; die nördlicheren Länder in der des veränderlichen
Niederschlags.
Welche Winde herrschen in Europa vor? Welcher besonders in West-
Europa? Bei uns, noch mehr an den Westküsten Europas haben die Stämme
der Baumalleen in der Regel eine schiefe östliche Richtung. Ist im Allge-
meinen der warme, aus Afrika herüberwehende Wind für Europa wohlthätig,
so wird er doch zuweilen lästig, so in Italien der Sirocco, in Spanien
der Solano, beide wegen ihrer erschlaffenden, fast erstickenden Luft gefürchtet.
Die Fortsetzung des ersteren in der Schweiz ist der rasches Thauen des
Schnees mit sich bringende Föhn.
Die Dauer und der Charakter der Jahreszeiten ist natürlich nach den
Breitengraden verschieden. In den südlich vom 46° liegenden Ländern ist
der Sommer lang, der Winter kurz und schneelos, die Uebergangszeiten wenig
vorhanden; zwischen dem 46. und 56° wechseln die vier Jahreszeiten ziem-
lich regelmäßig und der Sommer ist weder zu heiß, uoch der Winter zu kalt.
Bis zum 66° ist der Winter kalt nnd lang, der Sommer warm und kurz;
darüber hinaus währt der Winter 9 Monate, und die Buchten und Küsten
des nördlichen Eismeeres sind ebenso lang mit Eis belegt, und 30 und mehr
Grad Kälte herrschen auch tiefer ins Land (Nord-Rnßland) hinein.