Full text: Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts

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zum großen Theil eine solche Bevölkerung unmöglich, so wird doch der 
Osten, einst der Cnltnr erschlossen, weit mehr Bewohner ernähren können 
als jetzt. 
Die Europäer gehören zum größten Theile, wie schon bekannt, zu der 
kaukasischen Race. Wie ähnlich aber auch die Europäer, zumal die 
Städtebewohner, nach Körperbau und der ihnen gemeinsamen Geistesbildung, 
so haben sich doch in mehr als 1000 Jahren durch Klima, Lebensweise 2c. 
viele Veränderungen unter ihnen herausgebildet, die, von Geschlecht zu Geschlecht 
forterbend, charakteristisch geworden sind. Zu solchen wesentlichen Unter- 
schieden ist namentlich die Verschiedenheit ihrer S'prach- und Religions- 
systeme zu rechnen. 
Die Abstammung der vielerlei Bewohner kann allein Licht über die 
gegenwärtige Verschiedenheit der nahe an 100 Nationen geben, die Europa 
bewohnen. „Sie stammen alle entweder von Landes eingeborenen ab, 
welche zu Anfang unserer Zeitrechnung schon im Besitz der Länderstriche oder 
doch der benachbarten waren, oder von später Eingewanderten oder von 
beiderlei Vorfahren." (Ritter.) 
I. Unter den ersten, den Eingeborenen, den ältesten oder Ur-Ein- 
wohnern, nehmen die Deutschen (Teutonen, Germanen), 94 Millionen, die 
erste Stelle ein; sie bewohnen hauptsächlich die Mitte, das Herz Europas; 
aber von hier aus haben sie mehrere andere Länder bevölkert, und fast nach 
allen Ländern Europas, ja der Erde, Eolonisten entsendet, die sich leicht 
aeelimatisirt, wie kein anderes Volk. Die Völkerwanderung zwang viele 
ihrer Stämme, ihre Wohnsitze zu verlassen. So zogen die (salischen) 
Franken nach dem nördlichen Frankreich (Gallien) (486), nach England die 
Sachsen (von der Weser) mit den Angeln (nördlich der Mündung der 
Elbe), die Friesen (Bewohner der Nordseeküste zwischen Rhein und Weser) 
nach Schleswig, die Longobarden (568) nach Norditalien, die Gothen, 
gleichfalls ein germanischer Völkerstamm in Ost-Europa, nach Skandinavien, 
als Normänner, Dänen, Jüten sich verzweigend, einen Stamm, die West- 
gothen, nach Italien, Südfrankreich, Spanien und Portugal entsendend. 
Später ließen sich viele Deutsche in Ungarn, Siebenbürgen, Südrußland, 
Südspanien :e., und in neuerer Zeit namentlich in Nord-Amerika nieder. In 
Deutschland, England, Norwegen, Schweden, Dänemark und Holland find sie 
herrschend geblieben und haben ihren Charakter erhalten. Alle ihre Sprachen, 
obschon mehr als Mundarten von einander abweichend, lassen ihre Verwandt- 
schast erkennen. 
Andere Landeseingeborenen, wie die Caledonier in Schottland, 
die Kelten (in Wales) in Britannien und (der Bretagne) in Frankreich, 
die Iberer (jetzt Basken) in Nordspanien, die Finnen mongolischer Ab- 
fünft in Nordrußland, die Esthen und Liven, Stämme der letztern an der 
Ostsee ic. mußten fremden Völkern weichen, erhielten sich aber, wenn auch 
meist in geringer Zahl, unvermifcht, und unterscheiden sich noch durch Sprache 
und Sitten. 
II. Eingewanderte Völker, die in Europa herrschend geworden und 
sich unvermischt erhalten haben, sind: , ^
	        
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