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grenze bilden die Ostsee und die Nordsee, so daß Schleswig-Jütland als
eine zum deutschen Tieflande gehörige Halbinsel erscheint. Die West grenze
beginnt am Kanal, südlich der Schelde, wo die Küstenstädte noch deutsche
Namen sühreu (Dünkirchen zc.), mit der Wasserscheide zwischen diesem Flnsse
und den Küstenflüssen des Kanals, uud wird, in südöstlicher Richtung fort-
gehend, durch die Ar gönnen gebildet, die dem Bette der Maas folgen uud
durch die Mohtagnes de Faucille in einem sichelförmigen Bogen (daher der
Name) mit dem Südende der Vogesen verbunden sind; südlicher durch den
Schweizer Jura; den Anschluß der Grenze bis znm St. Gotthard ver-
Mitteln schließlich die Berner Alpen *). Innerhalb dieser natürlichen
Grenzen ist Deutschland 16,000 QM. groß, während seine politischen
Grenzen nur 13,000 umfassen. Gieb die politischen Grenzen an. Wo
greifen die natürlichen Grenzen über die politischen Grenzen hinaus? Und
umgekehrt? Die Politische Südgrenze reicht bis zum Adriatischen Meere.
So berührt Deutschland auf zwei Seiten, im Norden und im Süden,
das Meer. Und das ist sehr wichtig. Warum? Das Meer ist die allge-
meine Handels- und Verkehrsstraße der Nationen; sich davon abschneiden
lassen, heißt seinen Rang, seine Macht, ja seine Existenz aufgeben. Die
Alpen sind seine höchste Erhebung; sie ziehen im Allgemeinen von Westen
nach Osten; folglich dacht sich Deutschland nach zwei Seiten hin ab, nach
Norden und nach Süden; nach Norden allmälig, denn das Meer liegt fern,
nach Süden steil, denn das Meer liegt nahe; es ist also die Hanptab-
dachung eine nördliche, und seine meisten Hauptflüsse folgen daher in
Parallelem Laufe derselben Richtuug. Aber diese Abdachung nach Norden ist
keine gleichmüßige und ununterbrochene. Anfangs ist die Abdachung auch
steil; die höchsten deutschen Alpenberge erreichen 3900 m. München liegt
den Alpen nahe uud nur noch 518 m. über dem Meere. Bis zur Donau
fällt das Land bis auf 325 m. hinab; dann aber erhebt es sich in der
Mitte Deutschlands von Westen nach Osten wieder in dem 130 Meilen langen
herzynischen Gebirge bis auf 1300-—1625 m., um von dort in 20—40
Meilen langer Linie allmälig zum Meere hinabzusinken. Auch der Südwesten
Deutschlands erreicht im Schwarzwalde eine Höhe von über 1300 in.
Dort liegen die Quellen der Donau, die deshalb ihren Laus nach Osten
zwischen den Alpen und dem herzynischen Gebirge nimmt und der östlichen
Abdachung Deutschlands folgt, und ihre Zuflüsse von jenen beiden und
ihren Verbindungsgliedern, dem Schwäbischen und Fränkischen Jura
erhält. Dadurch wird das herzynische Gebirge so wie die eben genannten
eine so wichtige Wasserscheide für die deutschen Ströme. Hier verschlingen
sich die Gebiete des Rheins, der Weser, der Elbe und der Oder mit dem der
Donau. Wie nahe liegen die Quellen der Donau uud des Neckars und mancher
ihrer Nebenflüsse! — Das Fichtelgebirge, in der Mitie des herzynischen
Gebirges, sendet seine Gewässer zu drei großen Strömen, ja zu zwei ent-
gegengesetzten Meeren. — Darnach unterscheidet man das hochgebirgige,
1) Die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich ist genauer angegeben bei
der Besprechung des letztere» und dort nachzuleseu.