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fruchtbarsten, für Getreidebau und Viehzucht günstigsten Thäler Tirols, und die
Bewohner desselben sind ein durch Fleiß, Muth, Freiheitsliebe und Mildthätig-
feit ausgezeichneter Menschenschlag. — Der wichtigste Zufluß des Inn ist aber
die wasserreiche Salzach, im Norden der Dreiherrenspitze entspringend
und in den Windungen ihres Lanss dem Inn gleichend. Ihr oberes nach
Osten gerichtetes Thal ist der anch ans Volksliedern bekannte Pinzgau; in
diesem Theile nimmt sie rechts die Gasteiner Ache (Ache heißen hier über-
hanpt die Alpenbäche) ans, deren Thal zwischen den schon genannten Bergen
Ankogel und Gamskogel die wildesten Partieen und Wasserfälle bietet.
Zu beiden Seiten eines solchen liegen die Häuser des durch seine heißen
Quellen berühmten Wildbades Gastein. Bald nach der Mündung dieses
Baches wendet sich die Salzach nach Norden und durchbricht in dem besestigten
Passe Lneg, von einer Breite von 97,5 m. auf 2,6 m. eingeengt, die Salz¬
burger Alpen zwischen 975—3000 m. hohen Felswänden In den berühmten
Oefen der Salzach braust der Strom zwischen von ihm selbst gebildeten
Pfeilern unterirdisch hindurch.
Die Traun, der seenreiche Fluß des Salzkammergutes, entsteht ans
drei Quellflüssen, welche sich bei Außen, dem Hauptorte des Salzkammergutes,
vereinigen. Dann ergießt sie sich in den schönen, von schroffen Felswänden ein-
gefaßten Hallstadter See (2 Stunden lang), so genannt von der an feinem
südwestlichen Ufer und den daran sich lehnenden Felsen erbauten gleichnamigen
Stadt, der „Salzstadt". Von Steg, am Ausfluß aus dem See, wendet
sie sich nach Ischl, dem Mittelpunkte des Salzkammergutes, wo sie den '
Abfluß des nicht minder schönen St. Wolfgangfees aufnimmt, durch-
fließt dann den von hohen Felfengiebeln, darunter der höchste der Traun-
stein, eingeschlossenen Trannsee (11j2 Ml. lang) und wendet sich von
Gmünden ab nach NO. zwischen Hügeln der Donau zu.
Weiter östlich folgt endlich die Enns, die auf den Radstädter Tauern
entspringt. Vergleiche ihren Laus mit dem des Inn und der Salzach. Im
Allgemeinen bildet sie ein weites, ebenes Thal; aber in ihrem oberen Laufe
wird sie in der Nähe der Stadt Admont in dem sogenannten Gesäuse
von riesigen Felsen eingeengt und zu den wildesten Stürzen gezwungen. In
welchem Theile Oesterreichs fließt sie? Nach ihr wird das Land in Oester-
reich ob und unter der Enns eingetheilt (§ 83).
Den letzten auf deutschem Boden entspringenden Zufluß der rechten
Seite, die Leitha, nimmt sie an der Grenze des Donau-Tieflandes auf *).
§ 30. Drau und Sau.
Diese Zwillingsströme, die in fast gleich langem Laufe (83 u. 93 Ml.)
und wenig sich ändernder Entfernung von einander (10—15 Ml.) der Donau
in raschem Lause zueilen, gehören gleichfalls zu einem großen Theile noch
Deutschland an.
1) S. Karte VII. Ober-Deutschland, der Main und die deutsche Donau mit Be-
zeichuung der Maßverhältnisse der Stromenlwickelung.