Aschbach: Das Konzil zu Konstanz.
zur Rückkehr zu bewegen, erfolglos blieben, erklärte eine Kongregation, von
welcher die italienischen Kardinäle wegblieben, eine allgemeine Kirchen-
Versammlung habe ihre Gewalt unmittelbar von Gristus, jedermann, selbst
der Papst, müsse ihr gehorchen in allem, würben Glauben, die Aufhebung
des Schismas und bie Reform ber Kirche an Haupt unb Gliebern^angehe.
Darauf schritt bas Konzilium zur Absetzung Johanns auf Grund von
^Klageartikeln (bereit 70 erhoben werben waren). Der Kurfürst^riedrich
von Brandenburg hatte sich schon seiner Person bemächtigt und brachte ihn
nach seiner Absetzung auf das Schloß Gottlieben bei Konstanz, wo damals
auch Johann Hns gefangen saß. Um aber Verbindungen des Abgesetzten
mit seinen Anhängern auf dem Konzilium zu verhindern, übergab Sigmund
ihn dem zum Schirmvogte des Konziliums ernannten Pfalzgrafen^udwig
der ihn auf das Schloß zu Heidelberg und nach einigen Jahrein auf die Feste
Mannheim brachte, endlich aber für 30000 Dukaten freiließ (1418), wie
es scheint, ohne Willen des römischen Königs. Wenige Monate später starb
er zu Florenz.
Nach der Absetzung Johanns XXIII. ließ auch der 88jährige Greis
Gregor^ XII. durch einen Bevollmächtigten dem Konzilium seine Abdankung
erklären. Um nun auch Benedikt XIII. zur Abdankung zu bewegen, unternahm
Sigmunb selbst in Begleitung von 15 Deputierten bes Konziliums eine
Reise nach Perpignan. wo er mit Benebikt unb mit bem Könige Ferbinanb
von Aragonien zusammentraf. Vergebens boten Sigmunb unb Ferbinanb
alles auf. Benebikt zur freiwilligen Abbankuug zu bewegen. Dieser behauptete,
er sei ber einzig wahre Papst, unb ba burch bie Absetzung unb Entsagung
seiner Gegner bas Schisma faktisch ausgehoben sei, so brauche man ihn nur
überall anzuerkennen, um bie Einheit ber Kirche wiederherzustellen; eine neue
Papstwahl würbe bas Schisma nur erneuern. Auch bie Drohung ber spanischen
Könige, sich seiner Obedienz^ zu entziehen, wenn er nicht nachgebe, beugte
nicht seine Hartnäckigkeit. Als er sich in Perpignan nicht mehr gesichert
glaubte, entfloh er nach ber in ber Geschichte bes Cib berühmten Bergfestung
Peniscola, in ber Nähe von Valencia. Darauf sagten sich bie brei spanischen
Könige (von Aragonien, Kastilien unb Navarra) von ber Obebienz Bene-
bikts XIII. los, unb biesem Schritte folgten balb Portugal unb Schottland».
Jnfolgebessen würben bie spanischen Prälaten unb Fürsten zum Besuch ber
Kirchenversammlung in Konstanz eingelaben, wo sie bie fünfte Nation bildeten.
So hatte Sigmund durch seine unermüdlichen Anstrengungen es dahin gebracht,
daß sämtliche christliche Nationen des Abendlandes sich zur Beendigung des
Schismas vereinigten.
1 Obedienz — Gehorsam, das Abhängigkeitsverhältnis, in welchem kirchlich Unter-
gebene zu ihren Oberen stehen.