Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

Aschbach: Das Konzil zu Konstanz. 
zur Rückkehr zu bewegen, erfolglos blieben, erklärte eine Kongregation, von 
welcher die italienischen Kardinäle wegblieben, eine allgemeine Kirchen- 
Versammlung habe ihre Gewalt unmittelbar von Gristus, jedermann, selbst 
der Papst, müsse ihr gehorchen in allem, würben Glauben, die Aufhebung 
des Schismas und bie Reform ber Kirche an Haupt unb Gliebern^angehe. 
Darauf schritt bas Konzilium zur Absetzung Johanns auf Grund von 
^Klageartikeln (bereit 70 erhoben werben waren). Der Kurfürst^riedrich 
von Brandenburg hatte sich schon seiner Person bemächtigt und brachte ihn 
nach seiner Absetzung auf das Schloß Gottlieben bei Konstanz, wo damals 
auch Johann Hns gefangen saß. Um aber Verbindungen des Abgesetzten 
mit seinen Anhängern auf dem Konzilium zu verhindern, übergab Sigmund 
ihn dem zum Schirmvogte des Konziliums ernannten Pfalzgrafen^udwig 
der ihn auf das Schloß zu Heidelberg und nach einigen Jahrein auf die Feste 
Mannheim brachte, endlich aber für 30000 Dukaten freiließ (1418), wie 
es scheint, ohne Willen des römischen Königs. Wenige Monate später starb 
er zu Florenz. 
Nach der Absetzung Johanns XXIII. ließ auch der 88jährige Greis 
Gregor^ XII. durch einen Bevollmächtigten dem Konzilium seine Abdankung 
erklären. Um nun auch Benedikt XIII. zur Abdankung zu bewegen, unternahm 
Sigmunb selbst in Begleitung von 15 Deputierten bes Konziliums eine 
Reise nach Perpignan. wo er mit Benebikt unb mit bem Könige Ferbinanb 
von Aragonien zusammentraf. Vergebens boten Sigmunb unb Ferbinanb 
alles auf. Benebikt zur freiwilligen Abbankuug zu bewegen. Dieser behauptete, 
er sei ber einzig wahre Papst, unb ba burch bie Absetzung unb Entsagung 
seiner Gegner bas Schisma faktisch ausgehoben sei, so brauche man ihn nur 
überall anzuerkennen, um bie Einheit ber Kirche wiederherzustellen; eine neue 
Papstwahl würbe bas Schisma nur erneuern. Auch bie Drohung ber spanischen 
Könige, sich seiner Obedienz^ zu entziehen, wenn er nicht nachgebe, beugte 
nicht seine Hartnäckigkeit. Als er sich in Perpignan nicht mehr gesichert 
glaubte, entfloh er nach ber in ber Geschichte bes Cib berühmten Bergfestung 
Peniscola, in ber Nähe von Valencia. Darauf sagten sich bie brei spanischen 
Könige (von Aragonien, Kastilien unb Navarra) von ber Obebienz Bene- 
bikts XIII. los, unb biesem Schritte folgten balb Portugal unb Schottland». 
Jnfolgebessen würben bie spanischen Prälaten unb Fürsten zum Besuch ber 
Kirchenversammlung in Konstanz eingelaben, wo sie bie fünfte Nation bildeten. 
So hatte Sigmund durch seine unermüdlichen Anstrengungen es dahin gebracht, 
daß sämtliche christliche Nationen des Abendlandes sich zur Beendigung des 
Schismas vereinigten. 
1 Obedienz — Gehorsam, das Abhängigkeitsverhältnis, in welchem kirchlich Unter- 
gebene zu ihren Oberen stehen.
	        
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