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birge hervor und bringen in ihrem kohlensäurehaltigen Wasser jene
Stoffe aufgelöst mit. Aus je größerer Tiefe sie emporsteigen, befto
höher ist ihre Temperatur. Das sind die Mineral- und Heil-
quellen, die jährlich Tausenden Genesung bringen. Manche sind
seit Jahrhunderten bekannt und weit berühmt; andere werden nur
von den Umwohnern benutzt, und manche harren vielleicht noch der
Entdeckung und Erschließung. Wenn unter den Gaben des Taunus
die vier „W": Wein, Wald, Weizen und Wasser hervorgehoben
werden, so sind die Wasser, nämlich die Heilquellen, gewiß nicht am
wenigsten wertvoll.
Wie der Weinbau am Südhange des Taunus hauptsächlich
der Grund für die dichte Besiedelung des rechten Rheinufers ist, so
verdanken fast alle Städte auf dem Gebirge und an seinem Südost-
suße ihre Entstehung und Bedeutung den Heilquellen. Sie find
zum Teil Badeorte von Weltruf. Der erste Platz unter ihnen ge-
bührt der Stadt Wiesbaden. Dort sprudeln 29 warme Quellen,
von denen der Kochbrunnen die bedeutendste ist (Temperatur des
Wassers 70° C). Schon zu Römerzeit waren die heilkräftigen
Wirkungen des Wiesbadener Wassers bekannt. Jetzt ist Wiesbaden
eine Stadt von 86000 Einwohnern und zugleich einer der vor-
nehmsten Badeorte Deutschlands, den jährlich gegen 100000 Fremde
aussuchen.
Die Stadt Wiesbaden liegt in einem schönen Thalkessel des Salzbaches
am Südabhange des Taunus. Infolge ihrer geschützten Lage hat die Stadt ein
sehr mildes Klima; sie wird von Weinbergen und Obstgärten umgeben. Unter den
vielen schönen Gebäuden Wiesbadens sind besonders bemerkenswert das Schloß
(bis 1866 von den Herzögen von Nassau bewohnt), der Kursaal inmitten eines
herrlichen Parkes, das königliche Theater, das Museum mit einer Gemäldegalerie
und zahlreichen römischen Altertumern und das schöne Rathaus. Im Kurpark
stehen die Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs III. Wiesbaden
ist Sitz der Bezirksregierung und eines Konsistoriums und hat ein Landgericht,
ein Gymnasium, ein Realgymnasium und andere höhere Schulen, ein berühmtes
chemisches Laboratorium, eine Blindenanstalt und eine Garnison. — Nahe bei
Wiesbaden liegt der Neroberg; auf ihn führt eine Zahnradbahn. Von dem
Berge hat man eine prachtvolle Ausficht auf die Stadt und ihre schöne Umgebung.
Aus halber Höhe des Neroberges steht eine herrliche griechische Kapelle mit dem
Grabmal der Herzogin Elisabeth, der Gemahlin des letzten Herzogs von Nassau.
Südlich vom Altkönig liegen die Badeorte Soden und Cron-
berg. Bei Cronberg besitzt die Kaiserin Friedrich ein Schloß, das
zum Andenken an den verstorbenen Kaiser Friedrichshos genannt
wird. In dem nordwestlich von Cronberg prachtvoll gelegenen
Städtchen König st ein ist ein Schloß des Herzogs von Nassau.
Der Ort hat eine Kaltwasserheilanstalt und ist gleich dem beuach-
Karten Falkenstein ein besuchter Luftkurort. Der Flecken Epp-
stein im Schwarzbachthale hat malerische Burgruinen und war einst
Sitz der Herren von Eppstein, von denen mehrere Erzbischöse in
Mainz waren. Ostlich vom Feldberge ist Homburg vor der
Höhe (d. h. am Fuße der Höhe oder des Taunus) mit eisenhaltigen
Quellen ein besuchtes Bad (10000 Einw.). Die Stadt war bis 1866
Hauptstadt der Landgrasschast Hessen-Homburg. Etwa eine Stunde
Techter, Hessen-Nassau. 2