Vorwort.
— ett einigen Jahrzehnten wächst in unserem Volke das nationale
Empfinden mächtig empor. Jede wahre Volksbildung wird in
ihren Zielen dieser Thatsache Rechnung tragen und die Volkstum-
licheu Lehrstoffe mehr in den Vordergrund treten lassen. Die
Landeskunde Preußens stellt in dieser Richtung einen praktischen
Versuch dar; sie will versuchen, der Heimatkunde die ihr im
Rahmen des Unterrichts zukommende Geltung zu verschaffen.
Mit Recht betont man jetzt überall in Lehrerkreisen, daß der
heimatkundliche Unterricht aus seiner dienenden Stellung als
bloßer Vorstufe des eigentlichen erdkundlichen Unterrichts befreit werden
müsse, weil nach der hergebrachten Stellung der Heimatkunde den
Schülern der höheren Schulen, wie auch der Volksschulen eine nur
mangelhafte Kenntnis der Heimat mit auf den Lebensweg gegeben
werden kann.
Die vorliegende Landeskunde Preußens setzt darum die
bisher in den Schulen gebräuchlichen Auschauuugs- und Anfangskurse
der Geographie voraus und wendet sich an das gereiftere Verständnis
der älteren Schüler. Auf den Oberstufen sieben- und achtklassiger Volks-
schulen, in Mittelschulen, Töchterschulen, Präparandenanstalten, Semi-
naren, sowie in den mittleren Klassen der höheren Schulen sollen die
Hefte der Landeskunde Hilfsbücher in den Händen der Schüler
fein, während sie in den weniger gegliederten Volksschulen in der Hand
des Lehrers zur Anregung dienen mögen.
Es ist dringend geboten, gerade in den Schulklassen, in denen
man ein gereifteres Verständnis bei den Schülern voraussetzen darf,
die Heimatkunde gründlicher als bisher zu behandeln; denn die
Kenntnis der Heimat ist der wichtigste und wesentlichste
Bestandteil des geographischen Wissens. Die Betrachtung
der Heimat in dem Werdegange ihrer Natur und Kultur
bietet die gesunden Grundlagen für das Verständnis der
anderen Teile der Erdoberfläche; sie erweitert auch das geo-
graphische Vorstellungsfeld der Schüler und schärft deren
Urteil.