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Nordosten sind dem Kellerwald zwei Sandsteinerhebungen vorgelagert,
die das Hainagebirge gegen die Ebene von Wabern abschließen. Zur
Schwalm fällt steil der Hundsberg ab und ebenso zur Eder der
Büraberg, auf dem Bonifatius einen Bischofssitz gründete, und
der noch jetzt eine Kapelle trägt.
Da die geologischen und klimatischen Verhältnisse des Haina-
gebirges mit denen des Hinterlandes ziemlich übereinstimmen, so sind
auch die wirtschaftlichen Verhältnisse fast die gleichen. Auch
im Hainagebirge leidet der Ackerbau unter rauhem Klima, während
die Viehzucht lohnend ist; weite Flächen sind mit herrlichem Walde
bestanden und bergen viel Wild. Doch ist das Hainagebirge reich
an landschaftlich sehr schönen und milden Tälern, in denen der Obst-
bäum gut gedeiht. Der Abbau der nutzbaren Mineralien ist zurück-
gegangen, auch die Gewerbtätigkeit ist gering. Darum suchen viele
Männer auswärts Verdienst.
Von den hessischen Siedelungen der Gegend ist die Stadt
Frankenberg (3500 Einw.) die größte, obgleich sie durch die Er-
fchöpfung der früher ausgebeuteten Silber- und Kupfergruben sehr
zurückgegangen ist. Doch ist in neuerer Zeit die Stadt, die jetzt auch
ein Lehrerseminar und eine Präparandenanstalt besitzt, im Ausblühen
begriffen. Kleinere Städte find Frankenau und Gemünden.
In Haina war ehemals ein Kloster, das durch Philipp den Groß-
mütigen in ein Hospital für geisteskranke Männer umgewandelt wurde.
Sem erster Vorsteher war Heinz von Lüder, der tapfere Verteidiger
Ziegenhains, der auch in Haina begraben liegt. — Unter den zum
Fürstentum Waldeck gehörigen Orten des Hainagebietes sind Waldeck
mit einem Schloß und Bad Wildungen mit wertvollen Mineral-
quellen die bedeutendsten.
Eine besondere Sehenswürdigkeit erhält das Hainagebiet durch
die jetzt im Bau befindliche Edertalsperre, die das größte Stau-
werk Europas wird. Quer durch das schmale Edertal errichtet man
bei dem Dorfe Hemfurth unterhalb Waldecks eine riesige Sperrmauer,
die 50 m hoch und unten 34 m dick ist, und hinter welcher die der
Eder aus dem Gebiete des Rothaargebirges zuströmenden reichen
Wassermengen aufgestaut werden. Dadurch wird das Flußtal bis
zur Jttermündnng aufwärts ein großer, langgestreckter See werden,
und mehrere Dörfer, die jetzt an der Eder liegen, müssen ver-
schwinden. Die in dieser Talsperre zurückgehaltenen Wassermassen
(etwa 200 Mill. cbm) läßt man dann dnrch die Schleusen der Mauer
gleichmäßig abfließen, so daß dadurch für die Eder, Fulda und Weser
sowohl die Hochwasserverheerungen als auch der die Schiffahrt sehr
hemmende niedrige Wasserstand im Sommer aufhören werden. Zu-
dem wird durch den Druck des aufgestauten Wassers eine gewaltige
Menge elektrischer Krast gewonnen werden, die dann durch Leitungen
den Ortschaften im ganzen Norden unserer Provinz zugänglich ge-
macht werden kann.
Warum kann man das Hinterland und das Hainagebirge als Teile der-
selben Landschaft ansehen? Zeige, inwiefern beide Gebiete in ihrer geologischen