Full text: Die Provinz Hessen-Nassau (H. 2)

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das Wiehern der Pferde und das Klirren der Waffen; aber nur Sonntags- 
kinder sehen den Zug. Ehe der Morgen graut, kehrt das Heer in den Berg 
zurück, und dieser schließt sich wieder. 
Rein geologisch betrachtet, gehört zur Hessischen Senke weiter 
das Gebiet nördlich der unteren Eder und westlich von der Fulda 
und dem Reinhardswalde bis über die Diemel hinaus. Da in ihm 
aber der Charakter der Senke durch die vielen Triaserhebuugen und 
die zahlreichen Basaltberge fast verwischt ist, und da es an der Be- 
deutung der Hessischen Senke als wichtigster Verkehrsweg vom Main 
zur Weser fast gar keinen Anteil hat, so möge es für unsere Be- 
trachtung zum Bergland zwischen Fulda und Diemel gerechnet werden. 
Die bisher verfolgte Verkehrsstraße führt von der unteren Eder 
zur Fulda und ins Casseler Becken. Hier hat die Senke ihre 
nördlichste größere Ebene und in ihr nächst Frankfurt, wo sie beginnt, 
ihre zweitgrößte Stadt. Da aber für die Entwicklung der Stadt 
Cassel zu ihrer jetzigen Bedeutung auch sowohl das gesamte Fulda- 
tal wie das östlich von ihm liegende Bergland von Einfluß gewesen 
sind, so möge die Hauptstadt unserer Provinz später eingehendere Be- 
sprechung finden (S. 81). 
Warum kann man die eben besprochene Gegend, obschon sie viele Er- 
Hebungen hat, dennoch als Hessische Senke bezeichnen? Inwiefern beeinflußt 
der Vogelsberg die Bodengestalt und Bewässerung im südlichen Teile der 
Hessischen Senke? Woher kommt es, daß nördlich vom Ohmtale die Bergzüge 
und Flüsse so verschiedene Richtungen haben? Welches ist der Grund dafür, 
daß in der Hessischen Senke so viele Städte liegen? Wieso läßt die Geschichte 
dieser Orte die Bedeutung der Hessischen Senke als Völker- und Handelsstraße 
erkennen? Weise nach, daß die Lage Frankfurts für den Handel der Stadt 
fehr günstig ist! 
C. Das Hessische Bergland. 
Östlich der Hessischen Senke bis an den Thüringer Wald und 
von der Maingegend bis über die untere Werra und die Diemel 
hinaus liegt das Hessische Bergland. In seinem geologischen Auf- 
hau sowohl als in seiner Oberflächenform steht es im Gegensatz zum 
Rheinischen Schiefergebirge. Die alten Schichten aus der Devonzeit, 
die in diesen: vorwiegend verbreitet sind, kommen im Hessischen Berg- 
lande gar nicht vor. Die ihnen aufliegenden Gesteine aus der nächst- 
jüngeren Periode, die man als Carbon, Rotliegendes uud Zechstein 
bezeichnet, treten nur am Rande des Speffarts und im Thüringer 
Walde und in kleinen Bezirken zwischen der Werra und der Fulda 
zutage. Sie sind fast überall von mächtig entwickelten Triasschichten 
überlagert. 
Die Trias, das Hauptgestein des gesamten Hessischen Berg- 
landes, tritt vorwiegend in seiner unteren Schicht, dem Buntsand- 
stein, auf. Nachdem dieser sich, wahrscheinlich als Land- oder Strand- 
bildung, abgesetzt hatte, wurde das Gebiet vom Wasser überdeckt und 
von der zweiten der Triasschichten, dem Muschelkalk, überlagert. Doch
	        
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