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2>as 5?eide- und 21Toorgebkt unseres
Flachlandes.
A. Allgemeines über das Heide- und Noorgebiet.
Auch unser Hannoverland hat wie fast alle Gebietsteile des
norddeutschen Flachlandes weite Landstrecken, welche schon dem Un-
kundigen durch die Namen „Heiden und Moore" in Schrecken setzen
und als trostlos öde und arm verschrieen sind. Unsere Besprechung der
Heide- und Moorgebiete wird nicht nur braunrote, weite, mit Heide-
kraut bewachsene oder mit schwärzlichen Moorlachen durchzogene Ebenen
zeigen, sie wird auch Wiese und Wald, Feld und Garten, Hügel und
Thal, See und Fluß, reiche Dörfer und dichtbewohnte Städte an uns
vorbeiziehen lassen. Diese Heide- und Moorgegenden beginnen unmittelbar
an dem fruchtbaren Streifen des vorher betrachteten Hügellandes. Es
sind da zu nennen:
Moore und Heiden, die als Flachlandssaum vor unseren
Bergen liegen;
Heiden und Moore zwischen Aller, Weser und Elbe;
Moore und Heiden des Emslandes.
Wie sieht nun solche unberührte Heide- oder Moorflache aus?
Hügel und Senkung des Sandbodens überzieht die Heidepflanze
mit ihrem düsteren Braun. So weit das Auge reicht, immer wieder
dieselbe dürre, saftlose Pflanze, deren krüppliges Gezweig und schuppen-
förmig kleine Blättchen schon die Armut des Bodens andeuten. Nur
im Hochsommer verschwindet eine Zeitlang das Braun der Heide, und
wir sehen ein zartes bläuliches Rot über der weiten Fläche liegen.
Dann zeigt die Heide durch Millionen von winzigen Blütenglöckchen,
daß auch hier die Natur wahrhaft schön sein kann. Stellenweise schiebt
sich in dieses Reich des Heidekrautes ein dunkler Kiefernwald mit einigen
weißhäutigen Birkenstämmen oder ein nackter Heideweg mit mehreren
nebeneinander herlaufenden, tiefen Wagenspuren. Um die Waldbäume
herum drängt sich auch wirres Gesträuch. Im Allergebiete ist besonders
der struppige, hartstachelige Wacholder häufig, der hie und da zu
Baumhöhe aufschießt. Nach der Elbe zu bemerkt man mehr den
stechenden, gelbblühenden Ginster, und überall in den Heiden bildet die
mit scharszackigen Blättern versehene Stechpalme ihre Dickichte. Sehen
wir am Rande der Heidestrecken in der Ferne einen Wasserstreifen blinken
und glauben, in der grünen Fläche einen fetten Wiesenplan vor uns
zu haben, so finden wir uns in den meisten Fällen getäuscht. Nicht
saftiger Rasen an frifcher Quelle liegt vor uns; ein rostbraunes, bitter
schmeckendes Wasser und an den Ufern hartes Riedgras, Binsen, Zwerg-
weiden und dazwischen Sumpfheide und Moose geben das lockende Bild
ab — ein Moor breitet sich vor uns aus.