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Eschen, Erlen und Weiden, die bis in das Moor hinabsteigen. In
einigen Gegenden dieser Landschaft ist dem mageren Sande ein fetter
Lehm beigemischt, der den Boden dann zum Tragen herrlicher Eichen-
wälder und guter Feldfrüchte befähigt.
Als Hauptflüsse dieser Landschaft sind im westlichen Teile die
Weser mit der Hunte und im östlichen die Aller anzusehen. Die
Aller entspringt bei dem Orte See hausen in unserer Nachbar-
provinz Sachsen. Schon auf sächsischem Gebiete treten Sumpfstrecken
an ihre Ufer, die sie von da bis zur Mündung fast ununterbrochen
begleiten. Der Fluß schleicht träge dahin. Er tritt im Frühling und
Herbst aus den flachen Ufern und verwandelt große Strecken des Ufer-
landes in einen weiten See; denn das Gefälle der Aller beträgt von
ihrem Eintritte in unsere Provinz bis zur Mündung auf eine 140 km
lange Laufstrecke nur etwa 30 m. Ihr erster bedeutender Nebenfluß
von links her ist die Oker, deren wilden Gebirgslaus wir schon
kennen. Zwischen Aller und Oker breitet sich eine mit kleinen
Teichen, Ackerflächen und Kiefernwäldern durchsetzte, weite Heide aus..
Die Oker schleicht hier in breiter, sandiger Thalsenke der Aller zu, die
sie bei dem Orte Müden erreicht. Auch westlich von der Oker bis zur
nahen Fuse zeigt die Gegend auf den ersten Blick dasselbe Aussehen.
Bei genauerer Prüfung aberbietet diese Gegend bis hinauf nach dem Hügel-
lande viele Besonderheiten. Hier liegt das seit 1880 so oft genannte
Petroleumgebiet mit dem bekannten Orte Öl heim. Seit Jahr-
Hunderten schon gehen die Bauern jener Gegend zu einigen tiefen
Kuhlen, die in den Wiesen am Schwarzwasser, einem zur Fuse fließen-
den Moorbache, liegen und schöpfen von dem schwarzen Wasser der
Lachen eine rahmdicke Ölmasse ab, die als Wagenschmiere verwandt
wird. Bei genauerer Prüfung der Masse ergab sich ein starker
Petroleumgehalt. Der Großunternehmer Mohr bemächtigte sich der
Sache, und nun entstanden ganze Reihen von Bohrtürmen und große
Reinigungsanlagen. Hunderte von Arbeitskräften strömten herzu, und
der Ort Olheim entstand wie durch Zauber. Bald aber zeigte sich,
daß man die Ergiebigkeit bedeutend überschätzt hatte. Das riesige Unter-
nehmen war nicht haltbar. Heute ist fast alles verlassen; nur noch
wenige Pumpwerke sind im Betriebe. Der Ölgehalt des Bodens ent-
quillt hier einer kalkigen Sandsteinschicht, welche dicht unter dem Sande
und dem Moore liegt. Zwischen den festen Steinschichten liegen arm-
dicke, braunschwarze Teerlagen, die in den Steinbrüchen zu Tage
kommen.
Die Gegend zwischen Fuse und Leine bietet landschaftlich wenig
Neues. Nur die öden, mit Kiefern bestandenen Sandrücken verschwin-
den fast völlig. Wo das Land trocken ist, wie bei der kleinen Stadt
Burgdorf, da ist der mit Lehm gemischte Sand durch sorgsame Pflege
in fruchtbares Ackerland umgewandelt oder mit prächtigen Eichenwäldern
bestanden. Dagegen ist die ganze muldenförmige Senke, in der die
Wietze zur Aller fließt, ein mooriges Wiesenland, welches bei dem
Orte Wietze nahe der Aller jetzt die reichsten Petroleumquellen zeigt.
Das Moor tritt ganz an den jetzt zur Stadt erhobenen Eisenbahn¬