Full text: Die Provinz Hannover (H. 4)

hinziehende Heiden zu sehen, in denen die Atenschen der widerstrebenden 
Natur ihre spärlichen Gaben in derselben Weise abringen, wie das ihre 
Väter, Großväter und Urahnen auch gethan haben. Solcher echte 
Heidhof hat viele sür uns interessante Eigentümlichkeiten, die wir kennen 
lernen wollen, bevor wir nach Süden zum Böhmeflusse weiterwandern. 
Wir schreiten über die pfadlose, graue Heide dahin. Da sehen 
wir in einer Senke einen Eichenhain, in dessen Schutze einige stattliche 
niedersächsische Bauernhäuser stehen. Ein Erdwall oder ein geflochtener 
Holzzaun grenzt das Ganze gegen die wuchernde Heide ab. Hinter 
der Schutzgrenze grünen Roggenfelder und Kartoffeläcker, blühen Buch- 
weizen und Lupinen; an einem Bächlein ziehen sich sorgfältig gepflegte 
Rieselwiesen dahin — das ist ein Dorf der so viel aus Unkenntnis 
Niedersächsisches Bauernhaus der Luneburger Heide aus dem Jahre 1588. 
Aus Zeitschrist „Niedersachseu". 
beklagten Heidbauern. Links und rechts von jedem großen Bauern- 
hause im Eichenkampe stehen Scheunen, Backhaus, Schafstall und 
Schweineställe und weiter hinab am Buchweizenacker das Bienengehege 
und ein Heidspeicher. Auf jedem Hofe vor dem Hause ragt der lange 
Hebel des Brunnens auf, in dessen Nähe unter schattigem Holunder 
das Hühnervolk Mittagsruhe hält. Eine friedliche Stille liegt über 
dem Ganzen. Man gewinnt das Gefühl, daß hier zufriedene Menschen 
auf dem kargen Boden doch ihr reichliches Auskommen haben. Wirkliche 
Armut hat es in der Heide eigentlich nie gegeben und giebt es jetzt, 
wo man von Wiesen und Feldern seine Erträge gewinnt wie anderswo, 
erst recht nicht. 
Noch vor fünfzig Jahren war die ganze Lebenshaltung der Heide- 
dauern auf die rechte Ausnützung des Heidekrautes gegründet und da- 
durch das Auskommen sehr erschwert. Auf der Heide mußte das
	        
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