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gehören ferner das eigentliche Lama, das Alpaca und das Vicuna
(wikunja). (Alpaca- und Vigogne-Wolle!)
Llus den Hochebenen von Peru und Bolivia blühte — ähnlich wie in
Mejico — ein reges Kulturleben, als diese Länder einst von den Spaniern
entdeckt wurden- Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte
seste Plätze, Bergwerke, Knnststraßen nnd Vrückenbauten. Sie trieb Acker-
bau. wobei zur Bewässerung des Erdreichs große Wasserleitungen angelegt
waren, verstand allerlei Handwerke und Künste und verehrte die Sonne
in prächtigen Sonnentempeln. An der Spitze des Staates stand einKazike
< Kaiser). Diese Kultur der „Jncas" wurde ebenfalls von den Spaniern
vernichtet.
b) Die Bevölkerung des Andengebietes besteht vorwiegend
aus Indianer n nnd M i s ch lingen, znm kleinern Teil ans Kr e o-
len (Nachkommen der eingewanderten, vorzngsweise spanischen Weißen).
Die Indianer sind im Ackerban wohlbewandert. In Patagonien die hoch-
gewachsenen Patagonier, auf den Feuerlaudsiuselu das schwächliche
Fischervolk der P e s ch e r ä h s.
Weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von derselben hat
den Ländern Segen gebracht. Die neuen Republiken leiden an Partei Hader
und Rassenhaß der Bevölkerung. Bürgerkriege und nachlässige Boden-
kultur sind einer günstigen Kulturentwicklung der Länder äußerst hinder¬
lich. In diesen Staaten der Freiheit herrscht oft die ärgste Willkür, Miß-
achtung der Gesetze, Bestechlichkeit und Grausamkeit. Die herrschende
Religion ist das katholische Bekenntnis.
c) Staaten. Das Andengebiet umfaßt die Republiken Venezuela (den
w. Teil), Columbia, Quito, Peru, Bolivia uud Chile (tschile), im ganzen ein
Gebiet vom 12 fachen Umfange des Deutschen Reichs mit etwa 16 Miß. E.
Ahrer Natur und kulturellen Bedeutung nach gliedern sich die Republiken
in 2 Gruppen.
1. Die 3 nördlichen Republiken: Venezuela, Columbia und
Quito, lind hauptsächlich Länder der Plantagenwirtschaft. Sie
erzeugen Tabak, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Zucker, Kautschuk, Vanille und
andere Kolonialwaren.
In Venezuela: Caracas, Hst.Variuas, berühmter Tabaks-
bau. — In Columbia: Bog ata, Hst. — Cartageua, hmmtergekom-
-neuer Hasen am karibischen Meer. — Panama, an der Bahnverbindung
zwischen beiden Weltmeeren. Fabrikation von Panamahüten. In Quito:
Quito. Hst., schön gelegen. — Gnayaguil, Hafenstadt.
2. Die 3 südlichen Republiken, Per u, B oli'v ia und Chile, sind dnrch
einen bedeutenden Mineral reicht urn ausgezeichnet, namentlich reich au
Silber, Gold, Kupfer und Salpeter. Dazu kommt die Ausfuhr von Fiever-
rutde (vom Kinabaum) und von Guano (erhärteter, im Laufe von Jahr-
taufenden angesammelter Seevögelkot, ein vorzügliches Düngemittel), der
von den Guanoinseln an der peruanischen Küste kommt. Doch war früher
die Ausfuhr viel bedeutender als heute.
In Peru: . Lima, Hauptstadt. — Callao (kaljao), Hafen.
In Bolivien La Paz (paß) Hst. — Potosi, einst weltberühmt
dnrch leine ^ilbermmen. — Bolivia ist ganz Binnenstaat, da der Güsten-
strich am großen Ozean von Chile erobert ist.
. ^ In Chile: Santiago, im Binnenlande gelegene Hst., größte Stadt
deS Andengebiets. — Valparaiso ^Paradieslhal), wichtigste Hafen- und Han-
del^Nadt des Landes. — Chile ist unter allen Ländern Südamerikas am
weuetfen in der Kultur fortgeschritten. Die Anzahl der Weißen macht
mer auch die Hälfte der Bevölkerung aus. Im 8., in der Provinz und
^taot Joalbtöia, viele Deutsche. — Von Patagonien und Feuerlaud
besitzt Chile die westlichen Küstenländer.