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77. Sprichwörter.
1. Unrecht Gut gedeiht nicht. 2. Womit man sündigt, damit
wird man gestraft. 8. Was du nicht willst, das man dir tu', das
füg' auch keinem andern zu. 4. Der Krug geht so lange zum
Brunnen, bis er bricht. 5. Wer andern eine Grude gräbt, fällt selbst
hinein. 6. Besser arm in Ehren, als reich in Schanden. 7. Die
Wahrheit rede stets, und wag' es nie zu lügen; du kannst die
Menschen wohl, nie aber Gott betrügen. 8. Die Lüge steht auf
schwachen Füßen. 9. Der Hehler ist so gut wie der Stehler. 10. Wer
viel schwatzt, der lügt viel. 11. Lügen haben kurze Beine. 12. Wer
einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit
spricht. 13. Traue keinem Schmeichler! 14. Wer lügt, der stiehlt.
15. Ehrlich währt am längsten. 16. Rede wahr und tue recht; wer
da lügt, dem geht es schlecht. 17. Bring unrecht Gut ja nicht ins
Haus; es treibt den Segen dir hinaus.
78. Ochs und Lsel.
1. Ochs und Esel zanktlen sich
beim Spaziergang um die Wette,
wer am meisten Weisheit häsie;
keiner siegte, keiner wich.
2. Endlich kam man überein,
daß der Löwe, wenn er wollte,
diesen Streit entscheiden sollte;
und was konnte klüger sein?
3. Beide reden tiefgebũuekt
vor des Tierbeherrschers Throne,
der mit einem edlen Hohne
auf das Paar hinunter bliekt.
4. Endlich sprach die Najestãt
zu dem Esel und dem Farren:
« Ihr seid alle beide Narren!.
Jeder gasst ihn an und geht.
Pfostel.
79. Der Hirtenhund.
Ein alter Hirtenhund, der seines Herrn Vieh treulich bewachte,
geht abends heim. Da klaffen ihn die Stubenhündlein auf der Gasse
an. Er trabt vor sich hin und sieht sich nicht um. Als er vor die
Fleischbank kommt, fragt ihn ein Fleischerhund: „Wie kannst du nur
das Gebell leiden, und warum nimmst du nicht einen beim Kragen?“
— „Nein,“ sagte der Hirtenhund, „es zwackt und beißt mich ja
keiner; ich muß meine Zähne für die Wölfe haben.“
Mathesius.