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X. Frankreich (536 000 qkm).
§. 85. Grenzen: Im N. vom Kanal la Manche, im W. vomAtlauti-
schen Ocean (Golf von Biscaya) und im S. vom Mittelmeer (Golf du Lion)
bespült, hat Frankreich nur auf der Hälfte seines Umfanges Landgrenzen
aufzuweisen. — Nach Spanien hin ist diese scharf ausgeprägt durch
das Gebirge der Pyrenäen, nach Italien durch den Westflügel der
Alpen und nach der Schweiz durch den Schweizer Jura. Nur von
Deutschland und Belgien ist es durch keine scharfe Naturgrenze ge-
schieden. Hier geht die politische Grenze vom Schweizer Jura über
die Burgundische Pforte nach dem S.-Ende des Wasgenwaldes und
diesen entlang ungefähr bis zur Breite von ^Straßbnrg; von hier in
n.-w. Richtung nach dem Meere und zwar in der Weise, daß sie sich
um eine gerade, von 'Dünkirchen nach Schlettstadt gezogene Linie in
kurzen Windungen herumschlängelt.
Lage: Der 50 o n. B. trennt im N. eine kleinere Spitze, der
44 v n. B im S. einen breiten Streifen Landes vom Rumpfe ab:
die Hauptmasse liegt also in der Zone der Laubwälder, des Weizens
und Weines; ein kleiner Teil in der Roggenzone, ein größerer, an der
Mittelmeer-Küste gelegener, in der südeuropäischen Zone.
Weltstellung: In der Gruppierung der für Handel und Ver-
kehr in Betracht kommenden Länder der Welt nimmt Frankreich eine
noch günstigere Stellung wie England (s. o.) ein, weil die Küsten
Afrikas und Asiens sowie der s. Länder Europas der Mittelmeerküste
dieses Landes näher gerückt sind, während die n. Küstenstriche die Vor-
züge in der Lage mit den englischen teilen. Indessen ist Frankreich
durch seine Gestaltung und Küsteubeschasfenheit im Verhältnis zu Eng-
land sehr benachteiligt und kann sich demgemäß in Bezug auf Aus-
dehuung des Handels nicht im entferntesten mit diesem Lande messen.
Das sechseckig gestaltete Land zeigt nur in der Bretagne einen
größeren Vorsprung: die meerfernsten Stellen sind ungefähr 500 km von
der Küste eutferut. — Die Ströme bieten nur einen geringen Ersatz
für die fehlenden Meereseinschnitte, weil sie Seeschiffen nicht weit zu-
gänglich sind und nur mit großen Kosten in leidlich fahrbarem Zustand
erhalten werden. — Dazu kommt, daß im S.-W. die Pyrenäeninsel
einen Umweg für die Seeschiffe bedingt, für die der Kanal du Midi
nicht ausreicht. Auch die Küstenbeschaffenheit ist nicht günstig. Im
Mittelmeer freilich ist ö. der Rhone Steilküste und hier liegen die
vorzüglichen Häfen von °Tonlon und "Marseille. Aber w. der Fluß-
müudung wirft eine von O. kommende Strömung den Flußschlamm