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nein Menschen Vertrauen, zu keinem Dinge Kraft, zu keinem Un-
^ .ckernchmen fröhlichen Muth zìi haben. Er verfiel auf Trunk und
< Spiel. Seine Wirtschaft kam dadurch zurück, und ciu Unglück
«, nach dem andern. Von Gott und seinem Wort kam er
gänzlich zurück. Sein Antlitz ward bleich, sein Blick unstätt; sein
Körper fiel zusammen und er wandelte wie ein Todtengerippe.
Endlich wurde er aufs Krankenlager geworfen; lange und furcht¬
bar kämpfte er mit dem Tode und konnte nicht eher sterben, bis
er seinen Frevel bekannt hatte. Man sprach nicht gut an seinem
' Grabe. Keine Thräne wurde ihm nachgeweint.
19. Der gewissenlose Witwer.
Ein Witwer hatte zwei Kinder und wollte wieder heiraten,
aber keine andere als eine reiche Braut. Endlich fand er eine, die
ihn mit der Bedingung nehmen wollte, wenn er hundert Thaler
bares Geld hätte. Er für sich hatte nun nicht so viel, sondern
um so viel zu erlangen, beschloß er, seine Kinder um einen Theil
ihres Mutterguts zu betrügen. Das that er und vergrub mit
Hülfe seiner Braut des Abends vorher, als er bei bcu Gerichten
Nichtigkeit mit seinen Kinderic machen und bcu Nachlaß seiner ver¬
storbenen Frau beschwören sollte, einen Beutel mit hundert Tha¬
lern. Denn er glaubte thörichter Weise, nun könne er sicher schwö¬
ren, daß er nicht mehr hätte, als was er angäbe, da er doch nichts
mehr im Hanse habe. Als er geschworen hatte und nun sein Geld
wieder holen und Verlöbnis; halten wollte, da war das Geld fort,
denn ein im Backofen liegender Bettler hatte durch die Thür zuge¬
sehen und war des Nachts mit dem Gelde davon gegangen. Er
lief eiligst zu seiner Braut und glaubte, sie habe'es im Scherz
weggenommen; als sie eö aber ln Abrede stellte, ward er unwillig
und sie gcriethcn in den heftigsten Streit, der mit großer Erbitte¬
rung endigte. Sie wollte ihn mm nicht heiraten, sondern verklagte
ihn, weil er sie eine Diebin gescholten lind hart geschlagen hatte,
und er ward, als die That ans Licht kam, als Meineidiger und
Betrüger, und sie als Theilnehmerin am Betrttge scharf gestraft.
20. Die brave Stiefmutter.
Minna heiratete einen Witwer mit drei kleinen Kindern. Au
ihrem Hochzeitstage betete sie'zu Gott: „Ach Herr, mein Gott! das
Schicksal aller Menschen kömmt auf deinen Willen an. Ich soll
die Gehülfin dieses Mannes werden, indem ich an die Stelle der
verstorbenen Frau trete, also auch ihre Pflichten übernehmen und
die Mutter dieser armen verlassenen Kinder werden soll. Es mag
dies aber wohl eine schwere Sache sein; doch ich gelobe es dir, all¬
wissender Gott, wie ich cs auch an deinem heiligen Altare ja be¬
schwöre, meine Pflicht treu zu erfüllen. Alle Tage will ich mich
an meinen Schwur mimmi. Hilf mir, o treuer Gott, durch dei¬
nen heiligen Geist. Amen!" Als sie aufstand, nahm sie ein ro-