Full text: Methodischer Leitfaden für den geographischen Unterricht in gehobenen Schulanstalten

eigene Anführerin, unter deren Leitung sie auch Trauer¬ 
gesänge (Naenia) oder das Lob des Verstorbenen zu:n Flö- 
tenspiel sangen. Bisweilen übertrug man aber auch Kna¬ 
ben und Mädchen diesen Gesang. — Auf die Sänger und 
Spielleute folgten — sonderbar genug — tanzend und 
singend Komödianten und Possenrcif^r. Einer von ihnen, | 
Archiinimus genannt, stellte die Person des Verstorbenen 
vor, und äffte seine Reden und Handlungen nach. Hier¬ 
auf erschienen seine Freigelassenen mit einer Mütze auf dein 
Kopf. 
Vor dem Leichnam wurden sein und seiner Vorfahren 
Bildnisse auf langen Stangen oder Bahren hergctragen, nur 
diejenigen ausgenommen, die eines schweren Verbrechens 
wegen verurtheilt worden waren, denn die Abbildungen die¬ 
ser wurden zerbrochen. 
Hatte sich der Verstorbene im Kriege ausgezeichnet, so 
vergrößerten die Kronen und Belohnungen, die ihm seiner 
Tapferkeit wegen waren zucrkannt worden, auch die Beute 
und Standarten, die er dem Feind abgenomnren hatte, das 
Leichengepränge. Bei den Leichenbegängnissen berühmter 
Heerführer wurden Abbildungen von den Ländern, die sie 
erobert, von den Städten, die sie eingenommen hatten, 
mit aufgeführt. Bei der Leichenbestattung des Sulla sollen 
über 2000 Kronen, die er von so vielen Städten wegen 
seines Sieges erhalten hatte, zur Schau getragen wor¬ 
den scyn. Bisweilen begleiteten auch die Offiziere und 
Soldaten „mit zur Erde gesenkten Spießen die Leiche ihres 
Anführcs. 
Hinter der Trauersänfte gingen die Anverwandten und 
Freunde des Verstorbenen in schwarzen Kleidern; die Söhne 
mit verhülltem Kopse, die Töchter mtt curblofftem Haupte
	        
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