Erdkundliche Formenlehre. 3
2. Abschnitt. Grundbegriffe der erdkundlichen Formenlehre.
Die erdkundliche Formenlehre beschreibt die Formen des Landes und
des Wassers auf der Erdoberfläche, teils für sich, teils in ihrer gegen¬
seitigen Berührung. S. Bild 1 mit Farbentafel!
1. Das Land.
A. Akächengttederung.
1. Festland, Erdteile, Inseln.
9) 1) Ein Festland oder Kontinent ist ein Land von sehr großem
Umfang. Es gibt drei Festländer: die Ostfeste oder die Alte Welt (d. i.
das den Alten allein bekannte Festland), die Westfeste oder die Neue Welt
(von Kolumbus 1492 entdeckt) und die Südfeste oder Australien (d. i.
Südland, vom Holländer Hartogh 1606 entdeckt). 2) Die Ostfeste bildet
drei Erdteile: Europas), Asiens, Afrikas; die Westfeste bildet den Erd¬
teil Amerikas, das Australfestland bildet den fünften Erdteil. 3) Eine
Insel ist ein Festland von kleinerem Umfang. Die Inseln werden in der
Regel den nächsten Erdteilen zugeordnet.
2. Die vom Meere gebildeten Festlandsformen.
10) Das Meer, in das Land eindringend, bildet: Halbinseln, welche
an zwei oder drei Seiten vom Meere umgeben sind und auf einer Seite
mit dem Festlande Zusammenhängen (Skandinavien), Landzungen, in
das Meer tretende Landmassen von geringer Breite und geringer Höhe
(die Nehrungen an der Ostseeküste), Vorgebirge oder Kaps, in das
Meer tretende gebirgige Landspitzen von geringer Länge (Kap Tarifa),
Landengen, schmale Landstreifen, welche zwei Länder verbinden und zwei
Meeresteile trennen (Landenge von Panama). (Bild 1.)
L. Kößengkiederung.
1. Absolute und relative Höhe.
11) Alles dem Erdmittelpunkte Näherliegende ist tiefer, alles weiter
Davonliegende höher. Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche kann
in einer zweifachen Weise bestimmt werden: entweder zum Meeresspiegel,
und sie heißt dann absolute Höhe, oder zu einem andern Orte der
Erdoberfläche, und sie heißt dann relative Höhe.
2. Tiefland, Hochland.
12) 1) Tiefland ist alles Land, welches unter 200 m Meereshöhe
hat (Norddeutsches Tiefland). 2) Hochland ist alles Land, das über
200 m Meereshöhe hat (Süddeutsche Hochebene). Im Hochlande ist die
Bodenform entweder eben oder bergig; danach unterscheidet man Hoch¬
flächen und Gebirgsländer.
0 Land des Sonnenuntergangs (Abendland).
‘0 Land des Sonnenaufgangs (Morgenland).
3) Afriland, das von den Äiri, den jetzigen Berbern, bewohnte Umland der
Phönizierkolonie Karthago, welcher Name bei den alten Römern gebräuchlich war und
später auf den ganzen Erdteil übertragen wurde.
4) Nach Amerigo Nespucci fwespütschij, einem italienischen Seefahrer, der
angeblich Südamerika entdeckt haben sollte.