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Die Tiefländer Nordamerikas.
Klima erschwert das Vordringen der Menschen. Im südlichen Teile ist
das Land mit gewaltigen Nadelwäldern bedeckt und wird nur von ver¬
einzelten Jndianerstämmen oder von Pelzhändlern durchzogen, die ihre
Birkenkanoes über die „Tragplätze" auf den Wasserscheiden aus einem
Flußgebiete in das andere tragen. Im nördlichen Teile ist das Land
eine menschenleere Moos- und Flechtenflur.
294s 2. Das Tiefland des Dlissiffippi. Südlich der Nordamerikanischen
Seenplatte breitet sich das Tiefland des Mississippi. Seine Aus¬
dehnung von N. nach S. beträgt an 1500 km, von O. nach W. ist es
stellenweis gegen 1100 km breit. Die Hauptwasserader ist der Missis-
sippi (b. i. Großer Fluß). Er entströmt dem kleinen Jtäscasee auf
der Nordamerikanischen Seenplatte und sammelt seine Wasser in den
Felsengebirgen und in den Alleghanies; l. kommen ihm zu: der Illinois
und der Ohio foheroj (d. i. der Schöne), r. der Missouri [mtffüri]
(d. i. Schlammflutz), der Arkansas und der Red River friw'rj (d. i.
Roter Fluß) x). Zwischen Urwäldern und Grasflächen hindurch wälzt der
Mississippi langsamen Laufs seine Fluten zum Meerbusen von Mexiko.
Das Land am Unterlaufe des Stromes ist durch Dämme vor verheerenden
Überschwemmungen geschützt) dagegen wächst das Deltaland durch die
abgesetzten Schlammassen immer weiter in den Mexikanischen Meerbusen
hinaus und bildet eine Wildnis voller Sumpf und zufammengeschwemmter
Baumstämme.
Die Ebene westlich des Mississippi bildet die Prärien (b. i.
Wiesen). Sie haben fast überall fruchtbaren Boden, sind daher bei ge¬
nügender Bewässerung mit einer dichten Grasdecke überzogen, im Frühling
ein Blütenmeer, im Sommer ein dichter Halmenwald, der zur Zeit der
Grasdürre oft bis auf den Grund niederbrennt. Hier jagten früher die
Indianer auf Büffel; später sind viele Striche von den Ansiedlern in frucht¬
bares Ackerland verwandelt worden. (Bild 41.) Der Ertrag an Weizen
und Mais ist so groß, daß man davon große Massen ausführt und
auch zahllose Schweine mästet, von denen in den Schlachthäusern von
Chicago fschikägo) täglich 20 000 geschlachtet, eingepökelt und ausgeführt
werden. — In den Pflanzungen des wärmeren Südens gedeihen Baum¬
wolle (Bild 44), Tabak und Zuckerrohr. Das Tiefland des Mississippi
wird von Riesenbahnen durchzogen, welche in 4 bis 6 Tagen vom
Atlantischen Ozean bis zum Stillen MeereH führen und die Pazifik-
Eisenbahnen 3) fpässisik—] heißen.
Unter den Städten des Mississippi-Tieflandes sind die wichtigsten:
St. Louis fßent lüisj (?), durch drei benachbarte Wasserstraßen und
zahlreiche Bahnen der Mittelpunkt großartigen Binnenhandels; der Aus¬
fuhrplatz für das ganze Gebiet ist der Baumwoll-Hafen New Orleans
snju orlinsj, welcher in ungesunder Sumpfgegend liegt und daher oft
vom gelben Fieber heimgesucht wird.
tz Nach dem rötlichen Schlamme, welchen sein Wasser führt.
2) „Stilles Meer" benannte den großen Ozean der erste Durchschiffer des¬
selben, der Portugiese Magellan, nach der Durchfahrt durch die stürmische Magellan-
straße.
3) Die zum Stillen Meere (englisch Pacific Ocean) führende Eisenbahn.