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Ticino, liegt das alte Pavia, 28,000 E., einst Hauptstadt des Langobardenreiches,
Univers. Am Ticino aufwärts liegt Magenta, Schlacht 1859. Lodi begründete
Napoleons I. Ruhm, der hier 1796 die Brücke über die Adda erstürmte. In der
Gegend wird viel Parmesankäse bereitet. In Cremona am Po werden berühmte
Darmsaiten und Instrumente (Geigen) bereitet. Mantua ist eine sehr starke Festung
an einem See, durch welchen der Mincio fließt. Sie ist überall von weitläufigen
Morästen umgeben, daher nur auf schmalen Dämmen zugänglich. Hier wurde der
treue Andreas Hofer 1810 von den Franzosen erschossen, ^ordwestl. von ihr ist
Solferino zu merken, wo 1859 die Oesterreicher von Franzosen und Sardiniern be-
siegt wurden. Brescia und Bergamo haben bedeutenden Seidenhandel. An der
Südspitze des Comersees, in einer überaus reizenden Umgebung, liegt Como.
Bon hier aus geheu durch ganz Europa Leute mit Fern- und Wettergläsern Hausiren.
In Como wurde der berühmte Naturforscher Volta geboren. Im N. der Provinz
ist das reizende Thal Veltlin. Es wild von der Adda durchströmt, öffnet sich
nach dem Comersee und ist rings von hohen Alpen umgeben. Die b-rühmte Worm-
serstraße durchzieht das ganze Thal. Es ist überaus fruchtbar an schönem Weine und
edlen Früchten aller Art und reich an den größten Naturschönheiten. Merkwürdig
sind besonders die ungeheuren Bergstürze, die hier öfter stattfinden. Durch den be-
kanntesten von 1618 wurde der Ort Plürs völlig vernichtet. Von Bormio, deutsch
Worms, sührt das stilffer Joch von Chiavenna, deutsch Cläveu, d i. Schlüssel-
bürg, die Splügenstraße entlang über die Alpen. Das Thal ist also der
Schlüssel zu Italien.
db. In Venetien, zwischen Mincionnd Mittelmeer,ist die Hauptstadt Venedig,
eine der berühmtesten Städte der Welt, einst „die Königin der Adria" genannt.
Früher war sie die Beherrscherin der Meere, ihre Schiffe waren an allen Küsten ge-
fürchtet. Ihre Besitzungen erstreckten sich bis an die Grenzen des Mittelmeeres und
ihr Handel war der erste der Welt. Jetzt ist die Stadt mit ihren 120,000 E. nur
noch ein Schatten früherer Größe. Die herrlichsten Paläste sind öde und unbewohnt,
viele dem gänzlichen Verfalle preisgegeben. Zwischen den Lagunen, auf einem Boden,
der durch eingerammte Pfähle befestigt werden mußte, eine Meile vom Festlande ent-
fernt, ist Venedig erbaut. Statt von Straßen wird sie von Kanälen durchzogen,
über welche mehrere hundert Brücken führen, und die von langen, fchwarz angestri-
chenen Gondeln durchfurcht werden. Nur auf dem prachtvollen, mit Bogengängen
umgebenen Markusplatze regt sich das Volksgewühl. Hier erheben sich lauter Pracht--
gebäude: Die alte reichgezierte Markuskirche mit ihrem getrennt stehenden hohen
Glockenturme, der alte Dogenpalast (Wohnung des Oberhauptes der alten Republik)
und das Staatsgesängniß mit den Bleikammern, in deren heißen Glut die Staats-
Verbrecher ihr trauriges Loos beseufzten. Außerhalb der Lagunen, auf dem festen
Lande, liegt Padua, eine der ältesten Städte Italiens. Sie hat 54,000 E. und
eine berühmte Universität. Verona an beiden Ufern der Etsch, ist befestigt,
zählt 60,000 E. und ist auch eine sehr alte Stadt. Merkwürdig ist das Amphithea-
ter aus der Römerzeit, auf dessen 45 marmornen Stufenreihen 25,000 Zuschauer
sitzen und mehr als die doppelte Anzahl stehen konnten. Verona bildet mit Mantua,
Peschiera und Legnago das berühmte Festungsviereck. Verona und Vicenza, 35,000 E-,
im NW. von Padua, zeichnen sich durch Handel und Gewerbfleiß, besonders Seiden-
kultur, aus. In dem Schlöffe zu Campo Formio, im NO. Venetiens bei Udine,
wurde 1797 der bekannte Friede zwischen Oesterreich und Frankreich, und zu Villa-
sranca, südwestl. von Verona, 1859 der zwischen Oesterreich und den Italienern und
Franzosen geschlossen. Bei Cnstozza, etwas östlich von Peschiera, siegten die Oester-
reicher 1848 und 1866 über die Italiener.
c. Die Insel Sardinien Da stark befahrene Meeresstraßen nicht an Sar-
dinien vorüberführen, so wird es selten besucht, und das Innere ist wenig bekannt.
Gebirge, die den Apenninen an Höhe gleichkommen, jedoch nicht vulkanisch sind,
durchziehen die Insel der Länge nach und senden ihre Ausläufer zur Küste hin. Die
Thäler, die sich zwischen denselben hinziehen, werden als fruchtbar geschildert, so daß
sich wenigstens eine doppelt so zahlreiche Bevölkerung von dem Ertrage des Bodens
zu ernähren vermöchte. Jetzt leben auf den 432 UM etwa 1/2 Mill. Menschen.
An dem bedeutendsten Busen der Südküste liegt die Hauptstadt Cagliari, zugleich
Festuug und Hafen, mit 30,000 E., Handel, Universität.
<1. Die Provinzen der Emilia zwischen Po, Apenninen und Adriameer.
Dazu gehören
aa. Das vormalige Herzogthum Modena am Po, mit der schönen Haupt-
stadt Modena (das alte Mutina), 33,000 E. Im SW., in den Apenninen, liegt die