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Kurfürst von Sachsen, dessen Land rein ausgesogen war, einen Waffen¬
stillstand eingegangen. Der Kurfürst von Baiern folgte diesem Beispiele
und der Kaiser stand jetzt allein einem überlegenen Feinde gegenüber. Er
selbst stellte sich, da sein Feldherr Gallas eben gestorben war, an die
Spitze des Heeres und hemmte die Fortschritte der Schweden. Bald ließ
auch der Kurfürst von Baiern seine Truppen wieder zu den Kaiserlichen
stoßen, und Wrangel mußte sich aus Böhmen nach den Rheingegenden
zurückziehen. Dort vereinigte er sich mit dem berühmten französischen
General Türenne und Beide zogen unter schrecklichen Verwüstungen durch
das unglückliche Baiern, während der schwedische General Königsmark die
kleine Seite von Prag am 25. Juli 1648 eroberte. Schon sollte die
Hauptstadt selbst bestürmt werden; da endlich, nach so namenlosen Leiden
und Drangsalen, erscholl plötzlich, wie eine Stimme vom Himmel, der Ruf
— Friede! In Prag hatte der unselige Krieg begonnen, in Prag erlosch
auch die verheerende Flamme.
16. Der westphälische Friede (1648).
Schon im Jahre 1641 waren die beiden westphälischen Städte Münster
und Osnabrück zu den Orten ausersehen, wo die Gesandten der krieg¬
führenden Mächte den längst ersehnten Frieden unterhandeln sollten, aber
erst im Jahre 1643 nahmen die eigentlichen Unterhandlungen ihren An¬
fang und zwar mit den Katholiken zu Münster, mit den Protestanten zu
Osnabrück. Der päpstliche Nuntius und der Botschafter von Venedig, als
Vermittler Beider, hatten ihren Sitz in Münster. Der kaiserliche Ge¬
sandte, Graf von Trautmannsdors, leitete vorzüglich die Geschäfte. Bei
den einzelnen Unterhandlungen stellten sich unermeßliche Schwierigkeiten ein,
indem jeder Theil nur gewinnen, keiner verlieren wollte, und mehr als
einmal drohten die Unterhandlungen sich wieder zu zerschlagen. Insbeson¬
dere machten die Ausländer, die Franzosen zu Münster und die Schweden
zu Osnabrück, übermäßige Forderungen, wie dieses vorauszusehen war.
Während die Gesandten unterhandelten und durch gegenseitige Ueber-
listungen und Täuschungen aller Art die Verhältnisse auf das Aeußerste
verwickelten, fochten die Heere fort, und die Siege und die Niederlagen
hemmten oder förderten die Unterhandlungen der Gesandten. Die Unter¬
handlungen wurden absichtlich in die Länge gezogen, weil die kriegführen¬
den Mächte von einem Tage zum andern hofften, daß das Glück der
Waffen sich zu ihrem Vortheil wenden würde, so daß alsdann ihre Ge¬
sandten mit größeren Forderungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648
kam durch die Thätigkeit des biederen Grafen von Trautmannsdorf, der
überall mit Kraft und Offenheit zu Werke ging, der Friede glücklich zu
Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende:
Die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vom deutschen Reiche
und der Niederlande von Spanien wurden förmlich anerkannt.
Frankreich erhielt das schöne Elsaß, soweit es österreichisch war,
den Suudgau, die Festungen Breisach und Philippsburg, auch mußten