Das Alpengebiet.
29
Schlamm beladen stürzen zu diesen Seen die Alpenslüsse, die hoch oben
in den Gebirgstälern quellen; der mitgeführte Schlamm lagert sich in
den Seen ab; ruhigeren Laufes und mit klarem Wasser setzen die Ströme
ihren Weg zum Tieflande fort. Deshalb sind die Alpenseen die Stau-
und Läuterungsbecken der Alpenslüsse.
Bei den Tälern der meisten großen Alpenslüsse lassen sich zwei
Hauptteile unterscheiden. Der Anfang des Tales verläuft meist in der
Längsrichtung des Gebirges zwischen zwei Hauptketten; um zur Ebene zu
gelangen, benutzt der Fluß einen Querspalt in der Hauptkette. Hiernach
unterscheidet man Längentäler und Quertäler. Die größten Längen-
täler sind das Rhönetah das Jnntal und das Tal der Drau, das bedeutendste
Quertal ist das Tal der Etsch. Die Längentäler sind meist breite Mulden
und lassen daher noch Raum zum Ackerbau; die Quertäler dagegen haben
schmale Sohlen und schroffe Talwände, sind daher zum Ackerbau nicht
geeignet und meist Sitze der Viehzucht. In den Tälern liegen kleine Ge-
birgsdörfer, deren hölzerne Häuser von breiten, mit Steinen be¬
schwerten Dächern gedeckt sind; in den Längentälern sind auch Städtchen
entstanden. Zahlreiche Straßen und Bahnen durchziehen die Täler (Bild 9).
Die Bewohner der Alpen sind kraftvoll und gewandt, mutig und
ausdauernd, fleißig und sparsam, voll Gottvertrauen und Liebe zu ihren
Bergen („Des Knaben Berglied"). Sie sind deutscher Abstammung im
N.; an den Gebirgshängen gegen Frankreich leben Franzosen, an der
italischen Seite Italiener, in den s.ö. Teilen des Gebirges Slawen.
Unter den Beschäftigungen der Alpenbewohner steht die Vieh¬
zucht obenan (Sennerei; Schweizerkäse). Daneben bietet der Wald viel¬
fachen Erwerb; denn der Älpler schafft darin als Holzfäller oder Flößer,
oder verarbeitet das Holz zu zierlichen Schnitzereien und Musikinstruinenten
(Geigen). Die südlichen Täler (Etsch) liefern Wein und Obst. Auch die
Schätze des Erdinnern beutet man aus: Marmor wird hier und da ge¬
brochen, Salz ftndet sich besonders im Gebiet der Salzach, und in den
ö. Alpen gewinnt man Eisen, Blei und Quecksilber. Die erhabene Natur¬
schönheit der Alpen lockt jeden Sommer Hunderttausende von fremden
Besuchern in die herrlichen Berge; dadurch blüht der Gasthofsbetrieb.
61) 2. Die Schweizer Hochebene. Der Nordwestfuß der Mittelalpen
steht auf der Schweizer Hochebene, die im N.W. vom Bergwall des
Schweizer Juras umlagert wird (§ 139).
Aufg
^ 1. Bestimme die Lage a) des Genfer
Sees zum Montblanc, b) des Monte Rosa
zum Montblanc, c) des Gr. St. Bern¬
hard zum Montblanc! 2. Miß Länge
und Breite des Bodensees und übertrage
diese Entfernungen auf Orte deiner Um¬
gegend! 3. Vergleiche die Seen am Süd¬
fuße der Alpen nach ihrer ungefähren
Länge! 4. Vergleiche Limmat und Reuß
nach ihrem Verhältnis zu den Seen ihres
Flußgebiets! 5. Weise nach, daß der
St. Gotthard a) ein Gebirgs-, b) ein
Ouellknoten ist! 6. Ordne die Alpen¬
gewässer nach ihren Stromgebieten! 7. Be-
aben.
stimme die Abdachung der Schweizer
Hochebene! 8. Stelle die großen Eisen¬
bahnen der Alpen von W. nach O. zu¬
sammen und ordne sie in zwei Gruppen
(mit und ohne Tunnel)! 9. Beschreibe
nach der Karte den genauen Verlauf der¬
selben! 10. Ordne die dir bekannten
Berge der Alpen nach der Höhe! 11. Er¬
mittle nach den Ortsnamen, welchen Völ¬
kern die Uferbewohner a) des Genfer Sees,
b) des Bodensees angehören! 12. Er¬
kläre, warum das Tal der Etsch ein reicher
Fruchtgarten ist!
3*