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2. Abschn. Die Wasserhülle (Hydrosphäre).
nähernd übereinstimmend mit den 35jährigen Klimaschwankungen (siehe S. 151).
Man hat nämlich beobachtet, daß das untere Ende des Gletschers zeitweise immer
weiter gegen das angrenzende Flach- oder Tiefland hin vorrückt, dann aber längere
Zeit hindurch wieder zurückschreitet. Man spricht demzufolge von Gletscher-
Vorstößen und Gletscherrückgäugen. Richter und Lang haben für diese
Art der Gletscherbewegung folgende Regel aufgestellt:
Auf Jahrperioden von feucht-kühlem Charakter folgen Vorstöße, ans Jahr-
Perioden von trocken-warmem Charakter folgt Rückzug der Gletscher.
Dermalen sind
wohl überall auf der
nördlichen Halbkugel
die Gletscher im Rück-
gange begriffen.
3. Gletscher-
Phänomene (vom
griech. phainö-
mena — Erschei¬
nungen ; Fig. 81,
S. 96). a) Da-
durch, daß auf die
Gletscheroberfläche
die Sonnenstrahlen
treffen, wird Eis
geschmolzen; das so
entstandeneSchmelz-
waffer fließt teils
auf dem Rücken des
Gletschers ab teils
sammelt es sich auf
dem Grunde des-
selben und trittdann
häufig an deffen
unterem Ende, nicht
selten durch ein
Eistor, das sog. Gletschertor, in Form eines Baches hervor, der den
Namen Gletscherbach führt, wegen seiner trüben Farbe aber auch
Gletschermilch heißt.
b) Am häufigsten und bekanntesten sind die zahlreichen Spalten
der Gletscheroberfläche, die zuweilen eine Breite von 30 m erreichen. Sie
sind es, die das Überschreiten der Gletscher so gefährlich machen, da sie
oft durch eine trügerische Decke von Schnee dem Wanderer verborgen sind.
Unebenheiten des Bodens verursachen das Zerreißen des Eises. — Hie
Fig. 102. Strudellöcher aus dem Hketschcrgarten in Luzern.