Full text: Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten

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Erdkunde der Lebewesen (Biogeographie). 
mit Niederschlägen eigen. In den mittleren und höheren Breiten sind es 
insbesondere diese barometrischen Minima, welche dem Wetter den Stempel des 
ewig Veränderlichen und Unbeständigen ausdrücken. 
Erläuterung zu Fig. 116, S. 153. Die Rinne ist die durch das Zentrum 
senkrecht zur Fortpflanzungsrichtung der Zyklone gezogene Linie. Sie trennt die 
Vorderseite von der Rückseite, während die alle Orte verbindende Linie, über die das 
Zentrum der Zyklone hinweggeht, die rechte Seite von der linken trennt. Die 
Rinne läuft quer über jene Orte durch die Zyklone, wo das Barometer den tiefsten 
Stand erreicht hat und eben ins Steigen übergeht. Nach ihrem Vorübergang tritt 
also eine Änderung des Wetters ein. 
Die verschiedenen Wetterzustände einer Zyklone sind folgende: Am äußeren 
Rand der Zyklone blauer Himmel; auf der Vorderseite Feuchtigkeit und zunehmende 
Bewölkung, im vorderen rechten Zentralgebiete schwerer Regen, gegen das Zentrum 
zunehmende Windstärke, auf der Rückseite erfrischendes Wetter. Ein Ort, über den 
die Zyklone hinwegführt, wird nacheinander die Wetterzustände der Vorderseite, der 
Rinne und der Hinterseile erleben. 
Erdkunde der Lebewesen (Biogeoqraphie1). 
A. Pflanzen- und Tiergeographie. 
I.Verbreitung des organischen Lebens. Während man früher 
das organische Leben nur auf die Erdoberfläche beschränkt glaubte, hat die 
neuere Forschung dargetan, daß für dasselbe keine Grenze besteht. 
1. Die Polarfahrer haben in den höchsten erreichten Breiten noch ein 
reiches Leben gefunden und ebenso leben im Gletschereise der Hochgebirge 
Insekten und Infusorien, so das karminrote Schnee-Urkorn und der 
schwärzliche Gletscherfloh. Für die Bakterien vollends kennt man keinen 
Kältegrad, der stark genug ist, sie zu töten. Die Kälte ist demnach nicht 
absolut lebensfeindlich. 
2. Nicht minder widersteht das Leben der Hitze. In heißen Quellen 
vou 50° C wachsen noch Konserven und Oszillatorien und die Bakterien 
sterben erst bei einer Temperatur von 110 bis 120° C. 
3. Auch in völlig lichtlosen Räumen fehlt es nicht an Leben; die 
tiefsten Schachte und die dunkelsten Höhlen bergen in ihrem Schöße noch 
zahlreiche Organismen. 
4. Ebenso ist vom Wasser bekannt, daß in dessen größten Tiefen 
trotz des Ungeheuern Druckes und der niedrigen Temperatur noch viele 
organische Wesen munter gedeihen. 
5. Endlich macht selbst die Trocken he it in den dürrsten Wüsten die 
Existenz von Organismen nicht völlig unmöglich. 
1 vom griech. bios — Leben.
	        
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