Full text: Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten

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Erdkunde der Lebewesen (Biogeographie). 
im Bodensee, Venedig im Adriatischen Meere). Umgekehrt sucht er auch 
Halbinseln in Inseln zn verwandeln, um den Seefahrern Umwege 
zu ersparen, wie dies z. B. mit Afrika durch den Kanal vou Suez 
geschehen ist. — Infolge der gegenwärtigen Ausbildung der Dampfschiffahrt 
und des Eisenbahnwesens gibt es heutzutage auch keine abgelegenen 
Erdräume mehr. 
2. Die horizontale Gliederung der Erdräume versteht der 
Mensch insofern zu ändern, als er dem Meere trockenen Boden abgewinnt 
und dadurch die Flächenverhältnisse des Landes vergrößert. Ein treffliches 
Beispiel ist die Nordseeküste. 
3. Sogar der geologische Bau des Bodens kann der um- 
gestaltenden Hand des Menschen nicht entgehen. Erze, Steine und 
Kohlen werden durch den Bergmann der Erdkruste geraubt, und 
gewaltsam vermag außerdem der Mensch in die natürliche Verteilung oder 
Beschaffenheit der verschiedenen Gesteinsarten einzugreisen, aus denen die 
Erdrinde zusammengesetzt ist. 
4. Die Oberflächengestalt und die Oberflächen beschaffen- 
heit erleiden durch die Hand des Menschen mannigfache Veränderungen. 
So macht die Anlage von Verkehrsstraßen im Hochgebirgsland die Ab- 
tragung von Gebirgsteilen und Ausfüllung von Schluchten 
notwendig. Bei Eisenbahnbauten werden gar oft die Gebirgsketten 
durchbrochen (Mont Cenis- und Gotthard-Tunnel). Noch großartiger 
ist die umgestaltende Tätigkeit des Menschen in der Ebene. Landseen legt 
er trocken (Haarlemer Meer); Sümpfe verwandelt er in Fruchtfelder (Oder- 
bruch); in der Wüste schafft er Oasen, Wiesen; Heideland und Wald 
wandelt er in Kornfelder und Gärten um. 
5. Auch die Gewässer erfahren die Herrschaft des Menschen. Er 
schreibt den Flüssen ihren Lauf vor, beseitigt Stromschnellen und Strudel, 
baut künstliche Strombetten, Kanäle genannt, und heißt in ihnen die Schiffe 
auch bergauf fahren. — Durch unsere fortgeschrittenen Verkehrsmittel ist 
ebenso die trennende Kraft den Gewässern längst benommen. 
6. Der Mensch besitzt weiter Macht über das Klima. Er ändert 
das Klima und die Regenmenge durch Anpflanzung und Ausrodung von 
Wäldern. Er sorgt für künstliche Bewässerung, und tatsächlich leben 
Hunderte von Millionen Menschen in Gegenden, wo künstliche Bewässerung 
betrieben wird. Er schafft in seinen Wohnungen sich künstliche Wärme 
und durch sinnreiche Vorkehrungen mehr Kühle, als der Himmelsstrich ge- 
währt. So bereitet er sich die Möglichkeit, in allen Zonen zu leben. 
7. Groß ist der Einfluß des Menschen auf die Pflanzenwelt. 
Er zieht in seinen Treibhäusern die Pflanzen und Früchte der Tropen,
	        
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