Object: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 (Teil 3)

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b) Der schwedisch-polnische Krieg (1655—1660). Der 
brandenburgische Staat mar durch die Erwerbung von Ostpreußen 
(1618) und von Hinterpommern (1648) in die Reihe der Ostsee- 
mächte eingetreten und wurde dadurch in die Wirren hinein- 
gezogen, welche das Streben nach der Herrschaft über das 
baltische Meer schon zur Zeit Gustav Adolfs hervorgerufen hatte. 
Wie damals, so brach bald nach dem Dreißigjährigen Kriege 
wieder ein Krieg zwischen Polen und Schweden aus. Hier 
legte Gustav Adolfs Tochter und Nachfolgerin Christine aus 
Überdruß an den Regierungsgeschäften die Krone (1654) nieder, 
wurde katholisch und verließ die Heimat. Ihr Nachfolger war 
Karl X. Gustav aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken, der 
Sohn einer Schwester Gustav Adolfs. Das wenig volkreiche und 
arme Schweden war, wenn es sein Heer erhalten wollte, auf 
Krieg und Eroberung angewiesen. So nahm denn der neue 
König die Ansprüche, welche der in Polen regierende Zweig 
des schwedischen Königshauses Wasa auf die Nachfolge in 
Schweden machte, zum Anlaß eines Krieges gegen Polen. 
Die schwedischen Truppen rückten aus Vorpommern durch 
brandenburgisches Gebiet in Polen ein und eroberten in raschem 
Siegeszuge das Land, welches der polnische König Johann 
Kasimir flüchtig verließ. Karl Gustav zog dann gegen das Herzog- 
tum Preußen und nötigte so den Rurfürsten Friedrich Wil¬ 
helm von Brandenburg sich ihm anzuschließen. In einem Ver¬ 
trage (zu Königsberg) mußte dieser Ostpreußen von^ 
Schweden zu Lehen nehmen und an dem weiteren Kriege 
gegen Polen teilnehmen. Vereint siegten Brandenburger und 
Schweden in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656) 
über die Polen, die sich wieder einmütig gegen den Sieger er¬ 
hoben hatten. Um nun der ferneren Beihilfe Brandenburgs 
sich zu versichern, gestand der schwedische König in dem Ver¬ 
trage zu Labiau (in Ostpreußen, 1656) dem Kurfürsten die 
LehnsunabhÄugigkeit des Herzogtums Preußen zu. 
Indessen traten Österreich, Dänemark, bald auch Holland, um 
das Kriegsglück Schwedens zu brechen, auf die Seite Polens. 
Das schwedische Heer mußte von dem polnischen Kriegsschauplatze 
sich zu Lande gegen Dänemark wenden. Der Rurfürst fühlte sich 
aber den zahlreichen Feinden Schwedens gegenüber zu schwach;
	        
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