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den. Auch die verblichene Neuber, sonst die hoch-
geftierte Theatergöttinn, ward, gleich dem ge¬
meinsten Freiparthisten, auf dieselbe Art begraben.
Erst nach 16 Jahren setzten ihr einige Freun¬
de, hartan der Elbe bei Laubegast, ein Denkmal
von Sandstein. Eigentlich sollte es auf ihr Grab
nach Leuden kommen, aber die Gemeine gab es
nicht zu, weil sie, im Geiste ihrer Zeit, die Grä¬
ber entschlafner Christen durch die Nachbarschaft
einer Schaufoielerinn für gestört und entehrt hielt.
Glänzend war die Laufbahn der Neuber eine
lange Reihe von Jahren. Daß ihr Abgang vom
Schauplätze der Welt so armselig ausfiel,. daran
war Prunkliebe und Leichtsinn vorzüglich Schuld.
Legte sie in guten Zeiten einen Nothpfennig zurück,
so durfte sie am Ende nicht darben. Jenes aber
war bei ihrer Einnahme wohl möglich. In Pe¬
tersburg z. B. erhielt sie jährlich 2000 Rubel,
damals eine ungeheure Summe. Als sie vor dem
Herzog von Holstein in Lübeck spielte, bekam sie
für jeden Abend 1000 Thlr. Aehnliche Geschenke
waren in ihren besten Zähren nichts Seltenes und
wieviel gewann sie oft als Theaterprinzipalinn!
Freilich hatte sie, wie iedes qrose Talent, auch
viel mit Nckd und Kabale zu kämpfen. Aber oft
zog sie selbst diese sich zu, durch Stolz, Eigensinn
Und Uebermuth.
Als sie z. B. nach Petersburg gieng nahm sie,
in der Meinung, Deutschland künftig entbehren
zu können, auf dem Theater zu Hamburg mit ei¬
nem