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kehlchen, alle rötlich von Farbe wie Donars Bart. Der Hammer war Thors
Abzeichen. Durch Hammerschläge wnrde daher eine Sache geweiht und bestätigt.
So waudte man den Hammer bei der Vermählung (S. 4), beim Setzen der Grenz¬
steine ii. s. w. an. Wenn ein Haus vollendet war, dann wurde feine Schwelle
durch Hammerschläge feierlich geweiht, wie das noch heute geschieht mit dem Grund¬
steine eines neuen Hauses, ehe er in die Erde gesenkt wird. Ebenso werden bei
Versteigerungen die Gegenstände noch heute durch drei Hammerschläge dem Meist¬
bietenden zugeschlagen.
5. Ziu oder Tyr ist der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Wahr¬
scheinlich ist er der älteste Gott der Germanen und der einzige, den sie aus ihrer
Urheimat mitgebracht haben. Ursprünglich war er der Hinnnelsgott. („Ziu" und
„Zeus" haben dieselbe Sprachwnrzel.) Erst später wnrde er zum Kriegsgott. Bei
den Sachsen hieß er Sachsnot. (Sachs — Schwert, not — Genosse, also Schwert¬
genosse.) Er reitet auf einem goldborstigen Eber. Ihm zu Ehreu führten die
Jünglinge den Schwertertanz auf. Nach ihm ist der Dienstag benannt. (S. 4.)
(Übernatürliche Wesen niederer Art waren Elfen, Nixen, Riesen, Zwerge,
Kobolde, Heinzelmännchen, Werwölfe n. s. w. I., S. 6.)
6. Hefte der Germanen.
1. Osterfest. Wenn der Winter zu Ende ging und das Eis krachend zerbrach,
dann kämpfte Thor mit den Frostriesen und trieb sie in die Berge zurück. Nach
dem Siege rief er feine Schwester Ostara, daß sie den holden Frühling schaffe. Wenn
dann alles grünte und blühte, feierte man das Frühlings- oder Osterfest. Ans
allen Höhen zündete man Feuer au, das Sinnbild der höher steigenden Sonne.
In die Flammen warf man Eichhörnchen und hölzerne Hämmer. (S. oben!) Dem
Thor opferte mau Ziegenböcke, der Ostara gelb und rot gefärbte Eier. (Daher
noch heute das Färben und Verschenken der Ostereier.) Da der Hase der Ostara
geheiligt war, so entstand später die Sage, daß der Hase diese Eier gelegt habe.
(Nach anderen ist „Osterhase" entstanden aus eiuer Verstümmelung der Worte
„Osteras Eier" — Osterhas Eier.) Von Ostara hat das Osterfest seinen Namen.
Wenn ant ersten Ostertage die Sonne ausging, schöpfte man aus dem Bache Oster¬
wasser, dem man besondere Heilkraft zuschrieb.
2. Sommerfest. Im Juni, wenu die Sonne sich wieder nach Norden
wendet (Sommersonnenwende), feierte man das Mittsommerfest. Es war der
Freia geweiht, die dann die Erde mit Rosen beschenkte. Die Pfingstmaien
sind Überreste dieses Festes.
3. Erntefest. Im Spätsommer feierte man das Erntefest. Dann zog man
hinaus in den heiligen Hain und opferte zum Danke Pferde, Hammel, Hähne n. s. w.
(Den Zug nannte man „Waldfahrt", woraus später „Wallfahrt" geworden ist.)
Mit Blumen bekränzt, wurden die Opfertiere zum Opfersteine geführt. Das Blut
fing man in einer Schale auf und opferte es den Göttern, ebenso die Eingeweide,
das übrige Fleisch wurde beim Festmahle verspeist. Die Schädel der geopferten
Tiere steckte man auf Stangen oder nagelte sie an Bänme. Auf dem Felde ließ
man zum Danke für die Ernte die letzte Garbe für Wodan stehen. (S. 10.)
4. Julfest. Gegen Ende des Jahres, zur Zeit der Wintersonnenwende,
feierte man das Julfest. Auf jedem Herde wurde an diesem Tage das Feuer
ausgelöscht. Dann zog jung und alt auf die Wiese hinaus. Dort wurde ein
neues Rad (Rad — Jul) so lange gedreht, bis die in den Löchern zweier Pfähle