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nordwärts umschließt ein reizender Thalkessel das Solbad Kosen (3), scherzweise
die „Kinderstube" Berlins genannt. In der Nähe die alte und berühmte
Fürstenschule Schulpsorta, aus der bedeutende Männer deutscher Wissenschaft
hervorgegangen sind. Naumburg (23 der Unstrntmündnng gegenüber, war
der Sitz eines um die Christianisierung des Ostens hoch verdienten Bistums,
von dem der herrliche Dom ein Zeuge ist. Die große Wenzelskirche enthält das
Grabmal Lenbelsings, des Pagen Gustav Adolfs (et. Gustav Adols, Oratorium
von Max Bruch).
Das bei Naumburg endende Uustrutthal ist mit seiner landschaftlichen An-
mut, seinen Weinbergen, Wäldern, Herrensitzen, Burgen und Ruinen und seinen
geschichtlichen Erinnerungen immer noch das schlafende „Dornröschen". Das
Städtchen Freiburg a. d. Unstrnt (3*/J ist merkenswert als einstiger Wohnsitz
des Turnvaters Jahn und bekannt durch seine Schaumweine. Über der Stadt
erhebt sich die Neuenburg, die manche Erinnerungen an Ludwig deu Springer
und seinen Sohn Ludwig den Eisernen wach ruft.
7. Ter Harz.
In Gestalt einer halben Ellipse erhebt sich der Harz (= Bergwald) an der
Nordgrenze des Thüringer Beckens. Er hat eine Länge von etwa 109 km; seine
größte Breite beträgt 30 km; die von ihm bedeckte Fläche mißt annähernd
2000 km2. Der Harz ist ein Massengebirge und bildet eine Tafel mit zwei
verschieden hohen Flächen; die Berge erscheinen denselben aufgesetzt, die Thäler
eingenagt. Die westliche Tafel hat eine Durchschuittshöhe von etwa 630 m und
heißt Oberharz, die östliche eine solche von 300 in und führt den Namen
Unterharz. Etwa die Linie von Wernigerode nach Sachsa scheidet beide.
Nach Norden und Westen bildet ein Steilabfall, nach Süden das vorgelagerte
Becken der Goldenen Aue die scharf bezeichnete Grenze des Gebirges; nach allen
Seiten treten noch Vorhöhen außerhalb dieser Grenze auf, die deu Vorharz
bilden.
Unter allen bedeutenderen Mittelgebirgen Deutschlands ist der Harz am wei-
testen nach Norden vorgeschoben, zeigt auch nächst der Schneekoppe im Riesen-
gebirge die höchste Erhebung Preußens. Die feuchten Nordwestwinde treffen am
Harze zum ersten Male auf größere Höhen, die sie zur Abgabe großer Feuchtig-
keitsmengen nötigen; darum ist der Harz wassereich.
Die Hauptmasse des Harzes besteht aus konglomeratischen, sandsteinartigen
und schieferigen Sedimentgesteinen; im Unterharze sind es vorwiegend Schiefer,
Granwacke und Kalk, im Oberharze herrschen Kiesel-, Thonschiefer und Kalke vor.
Diese Gesteine sind durchbrochen von drei mächtigen Granit-Massiven im Ram-
berge (bis zum Bodethale), im Brockengebirge und im Okerthale. Ein Gürtel
von Rotliegeudem umgiebt sast das ganze Gebirge; dazu gesellt sich ein merk-
würdiger Gipszug am Südrande.