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XIII. Deutschlands Änteil am Welthandel. 
Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Menschheit zeigen sich wie in einem 
Spiegel in dem Welthandel. Er läßt die zu- oder abnehmende Zahl der Be- 
völkeruug, die produktive Kraft der Länder, die größere oder geringere Ausnutzung 
des Bodens, die körperliche und geistige Fähigkeit eines Volkes bei Verwertung 
und Ausnutzung der Naturprodukte, günstige Handelswege und die Größe des 
Angebots und der Nachfrage erkennen. 
Der Welthandel bezweckt einen Ausgleich der Produkte auf der ganzen Erde, 
dessen Notwendigkeit mit den wachsenden Bedürfnissen steigt. Derselbe kann in 
seinen umgesetzten Werten annähernd bestimmt werden durch die Zollstationen^) 
an den Eingangsstellen der Handelsstraßen in das Land. Dagegen entzieht sich 
der Handel innerhalb der Grenzen eines Zollgebietes der genaueren Beobachtung, 
da hier nicht überall kontrollierende Verkehrsanstalten, wie Eisenbahnen und Schiffe 
benutzt werden. Somit unterscheidet man den inländischen Handel von dem Welt- 
Handel, der die Grenzen des Zollgebietes überschreitet. Letzterer hat in den letzten 
30 Jahren des 19. Jahrhunderts um mehr als 70 Prozent zugenommen. 
Die Hauptartikel des Welthandels sind im Laufe der Jahrhunderte nicht 
immer dieselben geblieben. In früheren Zeiten, als die Schiffahrt noch langsam 
und beschwerlich war und Eisenbahnen überhaupt fehlten, konnte sich der Welt- 
Handel nur auf solche Waren erstrecken, die den Preisaufschlag, der durch den 
kostspieligen Transport -verursacht wurde, vertragen konnten; dazu gehörten die 
kostbaren Waren, wie Seide, Gewürze, Edelsteine :c., welche nicht Verbrauchs- 
artikel für die großen Volksmassen waren. Gegenwärtig sind die Verkehrsein- 
richtnngen so günstig, daß sie einen schnellen Transport großer Warenmengen 
ermöglichen; darum bilden jetzt die Massengüter, insbesondere Nahrungsmittel 
und Rohmaterialien für industrielle Produktion, die Hauptartikel des Weltverkehrs. 
Als König des Welthandels gilt der Getreidehandel, der den 11. bis 12. Teil 
des gesamten Welthandels auch dem Werte nach darstellt. Der Baumwollenhandel, 
der lange Zeit den ersten Platz einnahm, folgt in zweiter Linie. 
1. Der deutsche Welthandel mit den Erzeugnissen 
des Ackerbaues und der Viehzucht. 
Die Erträge des Ackerbaues-und der Viehzucht sind abhängig von der Boden- 
fruchtbarkeit. Das deutsche Land besitzt weite gesegnete Landstriche, aber auch 
*) Das deutsche Zollgebiet umfaßt 1. das Deutsche^keich mit Ausnahme der Freihafen- 
gebiete von Hamburg, Cuxhaven, Bremerhaven und Geestemünde, der preußischen Jnsel-Helgolattd 
wob einiger badischer Gemeinden an der Grenze gegen die Schweiz, 2. das Großherzogtum Luxem- 
bürg uud. 3. die zwei österreichischen Gemeinden Jungholz und Mittelberg, welche das bayrische 
Staatsgebiet berühren, 
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