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christlichen Zeitrechnung machte sich auch der Einfluß römischer Kultur gel- 
tend, der durch die drei ersten Jahrhunderte in friedlichem Verkehr ausgeübt 
wurde. Die Römer verwandelten das Land in blühende Provinzen. Getreide, 
edles Obst, Gemüse des Südens wurden hierher verpflanzt; sie berieselten trockene 
Gebiete und entwässerten sumpfige Niederungen; sie schürften nach Metallen, er- 
schloffen Salzquellen; sie suchten die besten Steine zu ihren Bauten und den 
zähesten Thon zum Brennen der Ziegelsteine. Befestigte Kriegsplätze, Kastelle, 
ein Pfahlgraben von 550 km Länge wurden zur Sicherung der eroberten Pro- 
vinzen angelegt. Dieser Grenzwall (oder „limes") begann bei Kehlheim an der 
Donau und zog in nordwestlicher Richtung bis an das rechte Rheinufer bei Neu- 
Wied. (Näheres f. Seite 118.) In dem geschützten Bereich der festen Plätze ent- 
standen schöne Städte mit Märkten, Tempeln, Theatern, Bädern, Gerichts- 
Häusern und Wasserleitungen. So blühten im Alpenvorlands Konstanz, Bregenz, 
Augsburg, Regensburg und Passau (Salzburg und Wien), wo auch das Christen- 
tum am schnellsten Wurzel faßte. Kunststraßen und Brücken verbanden Städte 
und Landschaften. 
Nicht minder bedeutend war der römische Einfluß auf geistigem Gebiet. 
Der deutsche Sprachschatz wurde durch eine große Zahl lateinischer Wörter ver- 
mehrt, die römischen Schriftzeichen verdrängten die deutsche Runenschrift, römische 
Verwaltung und römische Justiz fanden Anwendung. Die Berührung der Römer 
mit den Germanen wurde die Veranlassung, daß römische Historiker, wie Tacitus 
und Julius Cäsar, uns Quellen der Geschichte deutscher Vorzeit hinterlassen haben, 
die für die Zeit bis zum Beginne der Völkerwanderung überhaupt die einzigen 
sind. Rom war der Lehrmeister des noch unkultivierten Germaniens in jeder 
Hinsicht. 
2. Die Kultur seit der Völkerwanderung» 
Während der Völkerwanderung drangen germanische Völkerstämme, die Mar- 
komannen und Quadeu, in das deutsche Alpenvorland ein. Sie kamen durch den 
Further Paß aus dem benachbarten Böhmen oder Bojerlande, weshalb sie Bajn- 
wari oder Baiwaren genannt wurden. Diese Bezeichnungen bilden den Ursprung 
des Namens „Bayern". Von Westen drangen Sneven vor, deren Nachkommen 
den Namen Schwaben führen; sie haben ostwärts bis zum Lech das Land inne. 
Beiden Völkerstämmen gab das Alpenvorland auf Grundlage der römischen Kultur 
das Gepräge von Handelsvölkern. 
Die Natur hatte in der Donanlinie den Weg nach Osten vorgeschrieben und 
eiue günstige Verbindung mit Konstantinopel, dem damaligen Centrum des Han- 
dels von Europa mit dem Orient, geschaffen. Die deutschen Donaustädte Regens- 
bürg und Passau nahmen den Orienthandel in die Hand und legten dadurch den 
Grund zu Reichtum uud Ansehen. Als aber seit dem 12. Jahrhundert die Macht 
des byzantinischen Kaiserreichs im Abnehmen begriffen war und innere und äußere 
Unruhen den Handel unsicher machten, lenkte sich der Welthandel über das Mittel- 
meer und Italien nach Deutschland. In Venedig entstanden deutsche Warenhäuser.
	        
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