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Die nackten Arme sind bis zum Ellenbogen mit bunten „Handschuhen" be-
deckt, und der Hals ist von einem breiten, schneeweißen Kragen umrahmt.
Schwarze oder bunte Strümpfe und weit ausgeschnittene Schuhe mit hol-
zernen Absätzen vollenden den Anzug. Im Sommer hängen die Weiber
beim Ausgehen noch eine großes weißes Laken um und im Winter einen
roten Mantel mit schwarzen Blümchen. Bräute und Patinnen tragen aus
dem Kopfe einen hohen, von Perlen, Spiegelchen und Goldslittern strahlenden
„Kranz." Als Abendmahls-Anzug ist der Rock schwarz, Tuch und Schürze sind
weiß. Die Ohr- und Trauringe sind bei den „Rodenbergern" aus Silber.
14. Einteilung des Kreises.
Hinsichtlich der Rechtspflege zerfällt der Kreis Schaumburg in die vier
Ämter oder Amtsbezirke Rinteln, Oldendorf, Obernlirchen und
Rodenberg. Jedem Amtsgerichte steht ein Amtsrichter vor.
A. Amts-Bezirk Rinteln.
Er umfaßt den westlichen Teil der südlichen Kreishälfte und enthält
12 303 Einwohner in 1 Stadt, 25 Dörfern und 17 Hosen.
1. Der Hauptort und Sitz des Amtsgerichts ist die Stadt Rütteln.*)
Sie liegt am linken flachen Weserufer, wo die Exter mündet, und war früher
befestigt. Außer den Grüben sind auch noch zum Teil die Wälle (Apfel-
und Blumenwall) und Mauerreste vorhanden. Die freundliche und regel-
mäßig gebaute Stadt hat drei Thore, das Weser-, Oster- und Seethor.
Die Zahl der Einwohner betrügt 4334. Sie beschäftigen sich teils mit
Ackerbau, teils mit Handel und Gewerbe; auch giebt es viele Handwerker.
Unter den Gebäuden zeichnen sich aus die schone, im 13. Jahrhundert er-
baute Nikolaikirche, das neue Gymnasialgebäude, das Krankenhaus, die re-
formierte Kirche und einige Privatgebäude. Rinteln ist der Sitz des Land-
ratsamtes; es hat ein besuchtes Gymnasium, ein Technikum, eine Buchhandlung
und 2 Druckereien. Als Knotenpunkt mehrerer Straßen hat die Stadt
regen Verkehr. Jährlich werden hier außer den gewöhnlichen Jal>r- und
allmonatlichen Viehmärkten zwei Messen abgehalten. Über die neue schone
Weserbrücke gelangt man an einer Reihe stattlicher Gebäude vorüber nach
dem Gasthof Bünte, dem Bahnhof und der seit einigen Jahren betriebenen
Glasfabrik.
2. Zu dem Amtsbezirke gehören die Kirchdörfer Möllenbeck (572
Einw.) mit schöner Kirche, Domäne und alten Klostergebäuden, Exten (790
Einw.), ein Dorf alten Ursprungs mit einem dem Herrn von Meyen ge-
hörigen Gut mit schönem Park, einem Eisenhammer und 2 Messerfabriken,
— Hohenrode und Deck bergen. Auf dem linken Weserufer liegen weiter
die Ortschaften Hessendorf, Nottbergen, Krankenhagen, Uchtdorf,
*) Die Stelle, wo jetzt Rinteln steht, hieß ursprünglich Bleckenstädl und war nur mit einigen Fi>cher-
Hütten und einer Kapelle, der Ringelklause, besetzt. Dagegen befand sich auf dem rechten We>eruser
nach Dankersen hin schon im 12. Jahrhundert ein Dorf Rinteln (Rentene). Adolf IV. von Schaum
bürg baute 1226 die jetzige Stadt und verlegte anch ein Kloster aus dem Dorfe dahin. Das Dorf
hieß seitdem Altrinteln und ging im 15. Jahrh. ganz aus; mir Feld namen erinnern noch an sein
einstiges Vorhandensein. Die aufblühende Stadt sank im 30jährigen Kriege in ihrem Wohlstande «ehr.
Im ^ 1633 wurde dieselbe von den Kaiserlichen mehrere Tage hindurch beschossen, bis Herzog Georg
von Branuschweig die Belagerer vertrieb. Von 1621—1809 hatte Rinteln eine Universität, von 1668
bis 1807 war es Festung. Jerome hob die Universität auf und lieh die Festuugswerke teilweise
schleifen. Das Feld zwischen dem Bahnhofe und der Bünte ist jetzt zur Anlage eines neuen c-tadt^
teils abgemessen worden