fullscreen: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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wenn ich Euch noch eins sage. Ich fuhr wohl manchmal mit dem 
seligen Großvater den Rhein hinunter ins Holländische. Sobald die 
Anker gelichtet waren, rief er vom Steuer: Stille! und das Schiffs— 
volk entblößte das Haupt, faltete die Hände, und alles betete leise. 
Man hörte nur das Sausen des Windes in den Segeln und das 
Plätschern des Wassers vor dem Bug wie die Stimme Gottes, des 
Herrn der Elemente, als Antwort: Ja! und Amen! War das Gebet 
gehalten, dann hieß es: In Gottes Namen! Man war froh und 
vergnügt, und der Großvater hat mir oft versichert, er hätte wohl 
schon einen Unfall auf Reisen gehabt, aber noch nie ein Unglück; 
und der Mann war doch 92 Jahre alt und hatte lange genug gelebt, 
um die Erfahrung zu machen, wie es am besten gehe. Ich bin ein— 
mal mit Euch gefahren, da habe ich den ehrwürdigen Brauch vermißt. 
Das hat mir schon gleich nicht gefallen, und ich muß es Euch ge— 
stehen, Euer Großvater stand im Geiste mit einer wehmütig ernsten 
Miene vor mir. — Ach, lieber Oheim, Ihr meinet doch das wohl 
so arg nicht, sprach der junge Schiffer. Ich sag' Euch von Herzen 
Lebewohl und fahre morgen! — Hiermit reichte er dem Oheim lächelnd 
die Hand und ging. Der Oheim schüttelte den Kopf und blickte ihm 
mit Bedauern nach. 
Des andern Morgens sah der Oheim nach dem Rheine, aber 
das Schiff seines Vetters war nicht mehr zu sehen. Von diesseits und 
jenseits tönten die Glocken zusammen, zur Sonntagsfeier im Hause 
des Herrn einzuladen. Es war hierbei dem braven Manne wohl und 
— in dem Gedanken an seinen Vetter — auch unwohl zu Mute. 
Du wirst, dachte er, heute an mancher Kirche vorüberschiffen; o! 
erweckten die Glockenklänge doch eine stille Feier in deinem und der 
Deinigen Herzen bei Eurer Sorge für die Dinge dieser Welt! 
Nach beendetem Gottesdienste staunte aber der Oheim nicht 
wenig, als er einen Knecht vom Schiffe seines Vetters zu Hause 
vorfand. Was giebt's denn? fragte er mit banger Ungeduld. Ach! sagte 
der Knecht, wir sind vier Stunden von hier festgefahren und sitzen 
sehr schlimm; Sie möchten doch mit noch andern Schiffern hinkommen 
und helfen. 
Der Oheim traf auch Anstalten. Man fuhr mit Frachtschiffen 
hin, lud die Güter um, und nach vier Tagen erst war das Schiff 
wieder flott und konnte, aufs neue beladen, weiterfahren. Der Oheim 
hatte dem Vetter keinen Vorwurf gemacht; denn er las beim ersten 
Tritte auf sein Schiff Reue und Scham in seinen Augen. Als 
sich aber alles in Ordnung befand und der Vetter eine nicht unbe— 
Leseb. f. tath. Oberkl.
	        
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