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Mittelrheinische Tiefebene mit Randgebirgen.
liefern (Rattunzeuge und gedruckte Tücher). Seltener sind die Fabriken für woll- und
Seidenwaren. Der Paß von Zabern, den auch der Rhein-Marne-Kanal benutzt, öffnet
dem Verkehr (Orientexpreß) den Weg nach W. Die von der Morgensonne durchwärmten
Hügel der Hardt bilden ein berühmtes Obst- und Weingelände, während im eigentlichen
Gebirgsland Kartoffelfelder mit Waldbeständen wechseln, fluch das Pfälzer Bergland
wird von Reben und Hopfen umrankt und von Obstgärten umschattet.
III. Die Stätte ältester deutscher ttultur- und Handelsblüte. Schon römische
Kolonisten haben im alten „Zehntland" den Wald gerodet und die Reben gepflanzt.
Nach der Völkerwanderung entwickelte sich sehr bald hier an der natürlichen verbindungs-
linie vom Mittelmeer zur Nordsee ein reger Durchgangsverkehr, welcher städtisches
Marktleben erzeugte, zumeist auf dem Grund der schon von den Römern angelegten
Rastelle. Die prächtigen Dome von Freiburg, Straßburg, Speyer, Worms und Mainz
verraten ein handelskräftiges und kunstsinniges Bürgertum. fluch heute finden sich hier
zahlreiche blühende Gemeinwesen, und die Rultur findet hier durch Förderung der Kunst
(Karlsruhe, Darmstadt) und Wissenschaft (Freiburg, Straßburg, Heidelberg) eine Haupt-
pflegestätte. Freilich deuten auch die Ruinen von Ritterburgen und Fürstensitzen (höh-
königsburg, Heidelberg) auf die wechselvollen Geschicke (Melacs Plünderungszüge unter
Ludwig XIV.) des Gebietes hin.
Einfluß des Stromlaufes auf die Staatenbildung. Das Becken nebst den Rand-
gebirgen wird von zwei deutschen Stämmen bewohnt. In der Südhälfte bis zur höhe
der Murg Hausen Schwaben (hier Alemannen genannt) mit vorwiegend katholischem Be-
kenntnis. Jenseits vom Kamm des Wasgenwaldes herrscht die französische Sprache. Im N
wohnen Rheinfranken mit protestantischem Glauben; zu ihnen gehören auch die geweckten
und lebensfrohen Pfälzer („Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!") auf dem linken Rheinufer.
politisch wurden die beiden Uferseiten durch den Bergstromcharakter des oberen
Rheins getrennt: rechts das Großherzogtum Baden, links das Reichsland Elsaß und die
bayrische Rheinpfalz. Unterhalb der Neckarmündung vereinigt der schiffbare Strom das
links- und rechtsrheinische Hessen.
Allmähliches Emporkommen des rechten über das linke Ufer. Bodenfruchtbarkeit,
Handel und Industrie haben hier von jeher eine starke Menschenanhäufung veranlaßt.
Während aber im Mittelalter das etwas höher gelegene linke Ufer bevorzugt wurde
(Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz), haben in neuerer Zeit einflußreiche Handels-
plätze (Mannheim, Frankfurt), fürstliche Residenzen (Karlsruhe, Darmstadt) und Uni-
verfitätsstädte (Freiburg, Heidelberg) sowie der starke Fremdenverkehr an der Bergstraße
und im Schwarzwald die Besiedelung in stärkerem Matze an das rechte Ufer geknüpft.
In der Südhälfte hat die größere Ungunst der natürlichen Verhältnisse die ver-
dichtung der Bevölkerung etwas gehemmt.
Siedelungen am rechtsrheinischen Grabenrand. In Baden: Freiburg (90000)
am Talausgang der Dreisam (höllentalbahn) „im Breisgau"- katholische Universität mit
herrlichen: Münster. Offenburg am Talausgang der Kinzig, Beginn der Schwarzwald-
bahn nach Triberg (Glanzpunkt des Schwarzwalds mit prächtigen Wasserfällen, haupt¬
sitz der Uhrenfabrikation) und ins Brigach-Donautal. Baden-Baden, vornehmer Badeort
mit jährlich über 70 000 Kurgästen, in anmutiger Lage. Östlich davon in romantischer
Naturumgebung das württembergische Wildbad an der Enz. Pforzheim, „die Stadt an
der Pforte" (70 000), wichtiger Verkehrsplatz an der Enz mit großartiger Bijouterie-
fabrikation aus edlen und unedlen Metallen. Heidelberg (50 000) in vielbesungener