Full text: Das Königreich Sachsen

' ^ Industrie der Lausitz. 
leisten. Tie Oberlausitz gehörte zuerst Böhmen, kam 1234 auch an die Markgrafen 
von Brandenburg. 1355 wird sie durch Kaiser Karl IV. wieder zu Böhmen ge- 
schlagen; desgleichen 1364 auch die Niederlausitz. Der Hussitenkrieg bringt nament¬ 
lich in der Zeit von 1420 — 1469 schwere Leiden über das lausitzer Gebiet und in 
dieser Schreckenszeit sind die kostbarsten Urkunden aus alter Zeit vernichtet worden. 
1467 finden wir den ungarischen König Matthias als Herrn in der Lausitz. Erst 
unter diesem Herrscher wird der Name Ober- und Niederlausitz allgemein. 1526 
kommt die Lausitz an Ferdinand von Oesterreich, der dieselbe wegen der Einführung 
der Reformation hart bedrückt. Sein Nachfolger Ferdinand II. verpfändet 1620 
am 6. Juni die Lausitz an Johann Georg I. von Sachsen für 72 Tonnen Goldes 
(7 Millionen Thaler). Johann Georg unterwirft sich das Land und als 1635 die 
Lausitz vom Kaiser dem Wettiner erb- und eigenthümlich abgetreten wird, nimmt 
Johann Georg I. am 8. October 1635 den Huldigungseid in der Oberlausitz, am 
16. October 1635 in der Niederlausitz entgegen. Der 30 jährige Krieg verwüstet 
die blühenden Marken in den Jahren 1630 —1643, während Durchzüge und Ein- 
quartierungen bis 1649 das Land vollständig aussaugen. — 
Bei der Theilung Sachsens 1815 bleibt nur ein kleiner Theil der Oberlausitz 
sächsisch, der andere größte mit der ganzen Niederlausitz komnit an Preußen. 
Noch jetzt hat die Lausitz jedoch ihren Provinziallandtag, wo dem Standes- 
Herrn von Königsbrück der Vorsitz gebührt. Die einzigen Klöster, die Sachsen noch 
hat, sind Marienstern und Marienthal in der Lausitz. Vor der Theilung Sachsens 
1815 bildeten die sechs Städte: Bautzen, Löbau, Kamenz, Zittau, Görlitz und Lau- 
ban den sogenannten Sechsstädtebund, der 1814 zuletzt in Löbau tagte. Der jetzige 
Vierstadtebund: Bautzen, Löbau, Kamenz, Zittau, hat politisch keinen Werth. 
Die Industrie der Lausitz. 
Die Industrie der sächsischen Lausitz beruht vielfach auf dein, was 
der Boden des Landes bietet: Granit, Klingstein und Basalt, Sand- 
steine liefern die 600 Steinbrüche, — Braunkohlen die reichen Lager 
um Bautzen und Zittau, deren Ausbeutung mehr als 1200 Menschen 
beschäftigen, — Thon für Töpferwaaren die reichen Gruben um Ca- 
menz, Elster, Pulsnitz, Königsbrück, Zittau, — Quarzsand für gute 
Glaswaaren giebt's im Süden häufig. — Tuch-, Leinwand-, Damast-, 
Baumwollweberei sind eingeführt. Seit 500 Jahren blüht die Tuch- 
manufactur; denn schon im 13. Jahrhundert finden wir die Tuchmachern, 
deren Producte nach Ungarn, Böhmen und Schwaben gingen. Ebenso 
alt ist die Leinweberei, deren Absatzländer zuerst Böhmen, Bayern (Nürn- 
berg) und Italien, später (über Hamburg) Spauieu und England waren. 
Seinen Höhepunkt erreichte der Linnenhandel im Anfange des 18. Jahr- 
Hunderts; später sank derselbe mehr und mehr, namentlich zu Ende des 
18. Jahrhunderts, wo die Baumwolle in fabelhafter Raschheit sich Ein- 
gang verschaffte und die Spinnmaschinen von England ans lähmend ein- 
wirkten. Aber dafür gelangte in der Lausitz die Baumwotlindustrie zu 
Ansehen und die Massenerzeugnisse in diesem Fache rufen unser Erstaunen 
hervor, wenn wir hören, daß ein einziges Geschäft in Eibau täglich 
gegen 600 Stück, jedes zu 36 Meter Länge, liefert, Stoffe, Listados 
genannt, die aus leichtem, blau- oder rothgestreiftem Gewebe bestehen 
und namentlich nach Venezuela und den Antillen, besonders nach St. 
Thome gehen, um die dortigen Neger zn kleiden. Und von diesen 
leichten, luftigen Stoffen, die in die Tropenländer gehen, kostet der halbe 
Meter hier in der Heimath oft blos einen Groschen. Die Damast- 
Weberei, nach der Stadt Damaskus genannt, ist eine Erfindung des
	        
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