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Die Saale (thüringische oder sächsische)*) ist der östliche Grenzfluß von Thü-
ringen, welcher den scharfen Ostrand dieses Berglandes bespült. Sie entspringt
auf dem Fichtelgebirge, fließt unter vielen Krümmungen im allgemeinen nördlich
und mündet oberhalb Barby in die Elbe. Der direkte Abstand von Quelle und
Mündung beträgt fast 28 Meilen; die Stromentwicklung zwischen beiden Punkten
ergiebt eine Lauflänge von 62 Meilen, ein Beweis für die bedeutenden Krümmungen.
Zwischen Ziegenrück und Orlamünde beschreibt sie, an Rudolstadt vorüberfließend,
einen westlich gerichteten Bogen. Auf dieser Strecke tritt die Saale oberhalb der
Schwarzamündung in der Nähe von Saalfeld durch eine enge Pforte in den
Mittellauf über und fließt von dort bis Naumburg in einem schönen, von zahl-
reichen Burgen gekrönten Thale, in dem hier und da Weinbau getrieben wird.
An ihren Ufern erheben sich die Leuchtenburg bei Kahla, der Fuchsturm bei Jena,
Saaleck und Rudelsburg bei Kösen.
Der Fuchs türm auf dem Hausberge bei Jena ist nach der Sage der kleine Finger eines
Riesen, der seine Mutter schlug, dafür von umstürzenden Bergen vollständig bedeckt wurde.
Aus diesem Felsengrabe wuchs zur Strafe für ihn und zur Warnung für die Kinder, die ihre
Eltern nicht ehren, des Riesen kleiner Finger hervor.
Durch die Pforte von Kösen öffnet sich die Saale, an Schnlpforta vorüber-
gehend, den Weg in das flachere und einförmigere Thal ihres Unterlaufes.
Von hier aus bildet die Saale noch einen nach Osten und einen etwas größeren
nach Westen gekehrten Bogen, die ungefähr bei Halle sich berühren.**)
Die linken Zuflüsse der Saale sind anfangs wegen der Nähe des Gebirges
nicht beträchtlich (Selbitz, Loqnitz); je weiter dasselbe aber zurücktritt, um so be-
deutender werden die Gewässer, bis sie in der Unstrnt uud ihren Zuflüssen ein
weites Gebiet umfassen.
Da, wo die Saale ihren westlichsten Punkt erreicht, nimmt sie die Schwarza
(im Volksmunde: Schwahrze) auf.***) Diese entspringt am Rennstiege und mündet
unterhalb Blankenburg. Sie hat treffliche Forellen, etwas Goldsand und tragt
Flöße. (Näheres s. S. 28.)
An der Stelle, wo die Finne uud das sächsische Bergland die Pforte von
Kösen bilden, mündet die Ilm. Sie entspringt in der Nähe des Beerberges und
*) Saale — Salzfluß. Außer dieser Saale giebt es noch die fränkische Saale, welche rechts
in den Main fließt, die falzburgische Saale, welche in die Salza mündet, und die ungarische
Szala, welche in den Plattensee fließt.
**) Skizze der Saale: Eine gerade Linie von der Quelle zur Mündung in nördlicher
Richtung. Die Mitte derselben bezeichnet etwa Naumburg.
a.) Die südliche Hälfte: An die Mitte der halben Linie wird ein reichliches Drittel derselben
rechtwinklig nach Westen hin angesetzt. Die entstandenen 3 Endpunkte werden verbunden. Diese
zwei Verbindungslinien ergeben die Hauptrichtungen. Über der südlichen Linie liegen szwei
Bögen von gleicher Länge, nach Südwesten geöffnet (Quelle — Blankenberg — Saalfeld), unter
der 2. Linie liegt ein flacher Bogen (Saalfeld — Naumburg), nach Nordwesten geöffnet.
b.) Die nördliche Hälfte: Sie setzt sich aus 2 Bögen zusammen, der südliche rechts und nach
Westen geöffnet, der andere links von der Geraden und nach Osten geöffnet; der Berührungs-
Punkt etwa bei Halle. Beide Bögen bilden eine 8-Form.
***) Schwarza, ahd. Swarzalia = schwarzer Fluß, weil das Wasser in dem engen Thale und
in der waldreichen Umgebung dunkel erscheint.