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den Straßen umher. Bei schlechtem Wetter konnte man sich kaum durch den 
Schlamm und die Pfützen hindurcharbeiten. Die Unreiulichkeit verdarb die Lust 
und das Wasser. Ansteckende Krankheiten, ja Pest und Aussatz forderten viele 
Opfer. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütete der „schwarze Tod", eine 
furchtbare Pest, in Westeuropa. Große Städte verloren oft mehr als die 
Halste ihrer Einwohner. Die Häuser waren meist aus Holz gebaut und mit 
Schindeln oder Stroh gedeckt. Brach in einem Hause Feuer aus, so verbreitete 
es sich oft schnell über ganze Straßen und Stadtteile und legte sie in Schutt 
und Asche. Reiche Leute bauten sich große und schöne Häuser, die Kinder und 
Enkel noch verschönerten. Am Markiplatze, der mit einem Brunnen geziert war, 
lag das stattliche Rathaus, daneben das Kaufhaus, wo die Kaufleute ihre 
Waren feilboten. Besonders schön waren die Kirchen mit ihren weithin sicht¬ 
baren Türmen, an denen frommer Eifer viele Jahrzehnte unter großen Opfern 
baute. Der Cölner Dom, der Straßburger und Ulmer Münster sind Zeugen 
von der Größe und Kraft des städtischen Bürgertums. 
3. Venohner. Wer in der Stadt wohnte, war frei. „Stadtluft macht 
frei", sagte man. Wenn ein Höriger Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatte, 
so konnte sein Herr keinen Anspruch mehr auf ihn erheben. Die vornehmsten 
und reichsten Bürger bildeten die Geschlechter oder Patrizier. Sie hatten 
fast den ganzen Grundbesitz inne und waren nicht selten unermeßlich reich. In 
ihren Häusern sah es prächtig aus und strahlte alles von Gold mit) Silber. 
Den übrigen Stadtbewohnern gegenüber hatten die Patrizier viele Vorrechte. 
So z. B. wählten sie den Schultheißen, sowie die Schöffen und Ratsherren aus 
ihrer Mitte. Nach langen, blutigen Kümpfen erreichten die Handwerker, daß auch 
sie Sitz und Stimme im Rat erhielten. 
4. Handel und Verkehr. Der Wohlstand einer Stadt hing ab von der 
Bedeutung ihres Handels. Die Seestädte, besonders Genua und Venedig, 
holten die Schätze des Morgenlandes: Gewürz, Seide, Zucker, Kaffee mit ihren 
Schiffen herbei. Auf Saumtieren wurden die Waren dann durch die Alpenpässe 
nach Augsburg und Nürnberg gebracht und von hier ans in alle Teile 
Deutschlands verkauft. Ein Mittelpunkt des Handels am Oberrhein war das 
„goldne" Mainz; am Niederrhein blühte Cöln empor, das damals den See¬ 
schiffen erreichbar war. Wollte der Kaufmann Waren einkaufen, so begab er sich, 
in der Regel zu Pferde und gut bewaffnet, nach Frankfurt, Cöln, Breslau 
oder einem anderen Ort. Dort wurden besonders an Sonn- und Festtagen, 
wenn sich viele Leute zur Messe eingefnnden hatten, die Waren gehandelt. Daher 
hießen die Märkte auch Messen. Wenn möglich, wurden die gekauften Waren 
auf ein Schiff verladen, das auch der Kaufherr bestieg; denn er durfte in den 
unsicheren Zeiten seine Schätze nicht aus dem Auge lassen. Die Fahrt war mit 
vielen Hindernissen verknüpft. Wenn das Schiff irgendwo das User berührte, 
so versiel die ganze Ladung dem Besitzer des Uferlandes. Manche Städte und 
Ritter sperrten den Fluß durch ein Seil und verlangten einen Zoll. In be¬ 
stimmten Stapel orten mußten alle Waren ausgeladen und auf dem Markte 
2—3 Tage lang zum Verkaufe ausgestellt werden. War zur Weiterreise ein 
Frachtwagen nötig, so mußte dieser hier in der Stadt gemietet werden. Er wurde 
nach Bedarf mit 8—10 Pferden bespannt. Die Straße war, damit der Zoll nicht
	        
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