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Physische Erdkunde.
Länderstrecken eine kühlende Wirkung. Im Innern der Kontinente, entfernt von den
Küsten, folgt wiederum großer Kälte in raschem Ubergange sengende Sommerhitze.
2. Die Seehöhe. Mit der Erhebung über das Meeresniveau nimmt die
Temperatur ab, da wir uns von der Wärmequelle entfernen, von der die Lufthülle
ihre Wärme borgt. Vgl. S. 42.
Eine Ausnahme von dieser Regel zeigen im Winter Gebirgstäler. Die kalte, schwere
Luft gleitet hier von den Berghängen nach dem Tale zu, während die wärmeren Schichten
darüber lagern. Die Grundbedingung dieser Erscheinung ist hoher Barometerstand. Nor-
übergehende Temperaturumkehrungen hat uns auch die jüngst begonnene systematische
Durchforschung der höheren Luftschichten (z. B. durch Drachenaufstiege) kennen gelehrt.
3. Die Streichung der Gebirg sziig e. Je nach ihrer Richtung können
sie kalte Winde abhalten, aber auch den mildernden Einfluß warmer Lnstströme
hemmen. Bekannt ist in dieser Beziehung der Gegensatz im Klima zwischen dem Nord-
und Südfnß der Alpen.
4. Die herrschenden Winde. So erklärt sich z. B. die tiefe Temperatur
Ostasiens und Ostamerikas während des Winters vorzugsweise daraus, daß die ge-
nannten Gebiete in dieser Zeit hauptsächlich unter dem Einflüsse kalter Landwinde stehen.
5. Die Meeresströmungen (s. S. 70).
6. Die Beschaffenheit des Bodens. Dichte und harte Felsflächen stehen
in der Beförderung von Verdunstung, Trockenheit und Wärme obenan; die Tonerden
dagegen ziehen die Feuchtigkeit an sich, halten sie möglichst lange zurück und liefern
demzufolge naßkalten Boden.
7. Die Vegetationsdecke, besonders die Wälder. Ausgedehnte Wälder
beeinflussen stets das Klima im Sinne einer Annäherung an den maritimen Charakter,
indem sie die Temperaturgegensätze abstumpfen und rasche Verdunstung hintanhalten;
pslanzenleerer Boden dagegen erwärmt fich sehr schnell, gibt aber ebenso rasch seine
Wärme ab.
8. Die Atmosphäre selber. Wolken und Nebel z. B. dämpfen im Sommer
die Wirksamkeit der wärmenden Sonnenstrahlen: im Winter dagegen hindern sie die
Ausstrahlung der Wärme gegen den Himmelsraum und wirken dadurch erhöhend auf
die Temperatur.
4. Luftdruck und Winde.
Ursache der Winde. Erwärmte
Luft ist spezifisch leichter als kalte.
Dies erkennt man schon am Aussteigen
des Rauches und an dem bekannten Ver-
suche mit deni Kerzenlicht an einer teil-
weise geöffneten Tür. Die Atmosphäre
zeigt dieselbe Erscheinung im großen.
Tagsüber erwärmt sich das Land leichter
und stärker als das Wasser. Daher
steigt an den Meeresküsten bei Tage die
erwärmte Lust auf, was ein fortgefetztes
Nachströmen der kühlen Seebrise gegen
das Land zur Folge hat. Es herrscht Seewind. Am Abend ist es umgekehrt,
da das Land viel schneller erkaltet als das Meer. Es geht der Landwind,
Seewind.