andere Arm heißt die Alte Elbe. Am Ende der Neustadt der-
einigen sich beide Arme wieder. So entsteht eine Insel. Das ist
ein Stück Land, das rings von Wasser umgeben ist. — Im südlichen Teile
dieser Insel befinden sich die herrlichen Anlagen des Stadtparks. Der nörd-
liche Teil wird dnrch die Zollelbe, einen schmalen Seitenarm der Stromelbe,
wieder in zwei Teile geschieden: Zwischen Strom- und Zollelbe ist der Kleine,
zwischen Zoll- und Alter Elbe der Große Werder, Beide werden durch die
Zoll brücke mit einander verbunden. Aus der Zollelbe können die Kähne in
den Hafen gelangen, den man zwischen der Zoll- und Alten Elbe angelegt
hat. "Der Hafen ist wie ein See rings von Land umgeben. Hier sind die
Kähne vor Beschädigung durch die Eisschollen geschützt, die im Winter oft dicht-
gedrängt den Strom hinuntertreiben. In welcher Jahreszeit wird man darum
auch nur selten die großen Elbkähue in diesem Haseu sehen? — Auch bei der
Neustadt ist ein solcher Hafen. Dieser aber wird von den Schisfern nicht nur
im Winter aufgesucht; denn hier befinden sich neben großen Speichern auch
noch besondere Vorrichtungen, die das Beladen und Entleeren der Kähne er-
leichtern. Hier legen also die Kähne auch an, um ihre Ladung zu löschen und
mit neuer beladen zu werden. Der Neustädter Hafen ist darum nicht wie der beim
Werder nur Winter- oder Sicherheitshafen, sondern auch Handelshafen.
Die Lange Brücke führt uns über die Alte Elbe nach der Friedrichs-
stadt, einer andern Vorstadt Magdeburgs. Von hier leitet eine Allee ab-
wärts nach dem Herrenkruge, dessen herrliche Parkanlagen von den Spazier-
gängern Magdeburgs am meisten besucht werden.
Magdeburg ist eine alte Stadt. Sie bestand schon zur Zeit
Karls des Großen. Der Kaiser Otto der Große, dessen Gemahlin
Editha sich hier am liebsten aufhielt, machte sie zu einem Erzbistum.
Im ganzen hat Magdeburg 48 Erzbischöfe gehabt. Der erste hieß
Adalbert. Er herrschte von 968 bis 931. Im Dome befindet sich von
ihm noch ein lebensgroßes, ehernes Standbild. — Das Erzbistum erwarb
schon sehr früh einen großen Länderbesitz. So dehnte es sich z. B. im Osten
bis zu den Grenzen der heutigen Provinz Brandenburg aus. Mit den
Nachbarstaaten hat es manchen heftigen Krieg zu führen gehabt. Vor allem
mit den Markgrafen von Brandenburg. Erzbischos Conrad II. war im
Jahre 1276 gestorben. Markgraf Otto IV. von Brandenburg hoffte, sein
Bruder Erich würde nun Erzbischof von Magdeburg werden. Die Dom-
Herren wählten aber einen andern, den Günther von Schwalenberg. Das
verdroß den Markgrafen Otto. Er kündigte zu Anfang des Jahres 1273
dem ueuen Erzbischof Krieg an und zog mit einem Heere gegen Magdeburg.
Als er die Türme der Stadt in der Ferne erblickte, rief er in feurigem
Uebermute seinen Leuten zu: „Dort im Magdeburger Dome werden wir
bald unsere Rosse füttern!" Aber er hatte den Mut und die Kraft der
Magdeburger zu gering geschätzt: Erzbischof Günther holte das Banner des
Mauritius, des Schutzpatrons von Magdeburg, aus dem Dome und zog
mit den zu wilder Kampfeslust entflammten Bürgern dem Feinde entgegen.
Bei Frohse «.unweit Schönebeck) kam es zur Schlacht. Ottos Heer wurde
nicht allein besiegt, sondern der Markgraf selbst mit 300 Rittern und Knappen
gefangen genommen. Wie gern hätte die Markgräfin Hedwig ihren Gemahl
aus dieser tiefen Schmach befreit. Aber das hohe, auf 4000 Mark Silber
festgesetzte Lösegeld vermochte sie nicht zu beschaffen, bis ihr ein treuer Ritter,
Johann von Buch, einen Schatz nachwies, den Ottos Vater für den Fall
der äußersten Not gesammelt hatte und dessen Aufbewahrungsort nur
jenem Ritter bekannt war. — Kaum war Otto auf diese Weise aus der
Gefangenschaft befreit, fo begann er den Krieg aufs neue; er war eben ein