24 Blicke in die Vergangenheit Westfalens.
mühlen und andere Fabrikanlagen stundenweit sich hinziehen, belebt
von der erstaunlichsten menschlichen Thätigkeit. Männer mit be-
rußten Gesichtern begegnen uns auf dem Wege; zur Seite dehnen
sich lange Reihen von Arbeiterwohnungen. Wir sühleu uus be-
klommen in dieser ruhelosen Gewerbswelt, nnd doch zieht uns das
gewaltige Leben und Treiben unwiderstehlich an. Treten wir
z. B. in ein Eisenwerk. Kaum wagen wir es, den Fuß voran zu
setzen. Das Rasseln und Donnern der von Dampfmaschinen in
Bewegung gesetzten Räder und Hämmer betäubt uns, und zwischen
alle dem Getreibe scheint kein Durchgang möglich. Eben sind wir
der gewaltigen Eisenstange eines Pnddlers ausgewichen, da rasselt
uns ein Rollwagen mit einem glühenden, weithin scheinenden Eisen-
klumpen entgegen; hier windet eine glühende, schnell wachsende
Schlange sich vor unseren Füßen, dort droht ein Rad in seinem
rasenden Umschwünge uns zu ergreisen. Endlich haben wir ein
sicheres Plätzchen gefunden. Da lassen wir nuu ruhiger unseren
Blick über das große Gewirr schweifen und erfreuen uus anfangs
an dem großartigen Feuerwerk. Bald aber haben wir uns foweit
gesammelt, daß wir ein Stück Arbeit von seinem Anfange bis zur
Vollendung verfolgen können. Dort in dem Ofen glüht eine Masse
geschmolzenen Roheisens. Ein Arbeiter rührt darin mit schwerer
Eisenstange, um die sich ein rundlicher Ballen bildet. Der wird
mit einer mächtigen Zange hervorgezogen, auf einen eisernen
Wagen geworfen und rasch unter den Hammer gebracht, und bald
ist der funkensprühende Klumpen zu einem länglich-kantigen Körper
geformt. Diesen führt der Wagen gleich unter die Luppenwalze,
und wieder sprühend und knallend fährt das Eisen hindurch, bis
es sich zu der 3 Centimeter dicken, 4 Meter langen Luppe gestaltet
hat. Die Luppen werden nachher mit einer Schere in Stücke ge-
schnitten und in Paketen von 500 Pfund in den Schweißofen
gebracht. Von da werden die wiederum glühenden Blöcke auf
eisernen Karren zur Schienenwalze geführt. Der glühende Block
wird mit Zangen gefaßt und unter die Walzen gebracht. Mit
lautem Geprassel fährt er hindurch, wird wieder herübergezogen
und abermals hindurch getrieben. Jedesmal in neuer Gestalt
windet sich das glühende Eisen auf der andern Seite hervor, bis
es seine gehörige Form und Länge hat. Noch immer glühend, wird
es auf dem aus Eifeuplatten bestehenden Boden durch einige
Hammerschlüge gerade gerichtet, dann schnell an eine Stelle gezogen,
wo zwei Kreissägen aus dem Boden hervorstehen uud in rascher
Umdrehung von beiden Enden der Stange so viel abschneiden, daß
sie die richtige Länge hat. Die Eisenbahnschiene ist fertig, und
das Ganze hat nur wenige Minuten gedauert. Unter andern Walzen
gestaltet sich das Eisen zu den großen Platten, aus denen ^ die
Dampfkessel zusammengesetzt werden, wieder uuter andern zu Rad-
reifen und zn Flacheisen für den verschiedensten Gebrauch.
(Nach Daniel u. a.)No full text available for this image
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