Kautschuk und Guttapercha.
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völlig durch den Koks verdrängt worden, und die Meiler sind daher aus den
Tälern verschwunden. Dazu kommt noch, daß die Eichenlohe ausländischen
Gerbstoffen, durch deren Verwendung das Leder in viel kürzerer Zeit und
viel billiger hergestellt werden kann, allmählich weichen muß. Besonders das
Quebrachoholz verdrängt die Eichenlohe mehr und mehr, wodurch deren Preis
stark herabgedrückt wird. Dieses rotbraune, harte Holz enthält eine reichliche
Menge von Gerbstoff und wird aus Argentinien eingeführt. Deutschlands
Einfuhr an zerkleinertem Quebrachoholz betrug im Jahre 1900 5254 t im
Werte von 420000 Mark, i. I. 1M8 bereits fast 17000 t im Werte von
3790000 Mark. Die Haubergsleute haben nun zu erreichen versucht, daß ein
hoher Zoll auf die Einfuhr von Quebrachoholz gelegt werde, freilich ver-
geblich. Es bleibt eben nichts anderes übrig, als die Berge mit der Zeit
einer andern Bewirtschaftung zu unterwerfen, und damit ist bereits ein guter
Anfang gemacht worden. Die hochgelegenen Flächen der Hauberge bepflanzt
man mit Fichten; besonders warm gelegene Teile sind in Obstpflanzuugen
verwandelt worden, und die den Dörfern zunächst liegenden Stücke werden
wohl nach und nach in Acker- und Wiesenland umgewandelt werden, zumal
der wachsenden Industrie gegenüber die Zunahme des Ackerbaues nur von
Vorteil fein kaNN. Nach Rover u. a.
*8. Kautschuk und Guttapercha.
Zerbricht man den Stengel einer Wolfsmilchpflanze, so dringt an
den Bruchflächen ein dicklicher, milchartiger Saft heraus, der auf der Haut
eine ätzende Wirkung hervorbringt und daher früher zum Wegbeizen von
Warzen benutzt wurde. In den Tropengegenden, besonders in Südamerika,
wachsen baumgroße Verwandte unserer Wolfsmilch, welche einen ähnlichen
Milchsaft in großer Fülle enthalten. Aus diesem Safte wird der Kautschuk
gewonnen. In die Rinde der Bäume werden tiefe Längs- und Querschnitte
gemacht, aus denen der zähe Milchsaft hervordringt. Er wird in Gefäßen
aufgefangen, über rauchendem Feuer und unter steter Drehung Schicht für
Schicht auf fpatelförmige Hölzer oder auch auf Tonkerne gestrichen und
dann mit Hilfe eines seitlichen Schnittes von dem Kern losgelöst. Emsig
sammeln die Eingeborenen in Mexiko, Mittelamerika und Brasilien diesen
geschätzten Rohstoff. Die Bäume sterben jedoch infolge der fortgesetzten Be¬
schädigung ihrer Rinde ab, und leider trägt man nicht genügend dafür Sorge,
sie durch Neupflanzungen zu ersetzen; seit einiger Zeit wird indessen auch in
Afrika und Asien Kautschuk gewonnen.
Der Verbrauch des Kautschuks hat in den letzten Jahrzehnten un¬
geheuer zugenommen. Beispielsweise betrug in England die Ausfuhr von
Kautschuk i. I. 1830 nur 23000 kg, 1870 bereits 7 756000 kg, 1890 aber
11013000 kg; Deutschland verbraucht jährlich 17 V2 Mill. kg im Werte
von 90 Mill. Mark.; den Weltverbrauch schätzt man auf 7000 t jährlich.
Wie erklärt sich diese überraschende Zunahme? Der Grund davon kann nur
in den Eigenschaften des Kautschuks liegen, welche diesen Stoff für die ver¬
schiedenartigsten Zwecke brauchbar machen. Bekanntlich ist der Kautschuk für
das Fahrrad von größter Bedeutung; denn wer könnte längere Zeit die Er¬
schütterungen ertragen, die das Rad dem Körper des Fahrers mitteilt, wenn
sich um seinen Stahlreifen nicht ein Gummischlauch legte? Infolgedessen
spürt der Radfahrer fast nichts von den Unebenheiten der Straße, über welche