Full text: Erzählungen aus der Neuzeit (Teil 3)

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Niederlande erhielt; die spanische Festung Gibraltar fiel an England. Im 
folgenden Jahre nahm auch der Kaiser im Frieden zu Rastatt (1714) 
diese Friedensbestimmungen an. 
4. Eugens Lebensabend. Nach Beendigung dieses Krieges kämpfte 
Engen wieder gegen die Türken und schlug sie bei Peterwardein (1716). 
Dann zog er vor die wichtige Festung Belgrad (in der Gabel zwischen 
Donau und Sawe), siegte in der Nacht durch einen kühnen Reiterangriff 
über das doppelt so starke türkische Heer, schlug eine ungeheure Brücke 
und zwang die Festung zur Uebergabe (1717). Im Frieden von Passaro- 
witz (1718) erhielt der Kaiser Nordserbien mit Belgrad und den Banat mit 
Temesvar. Zwar gingen diese Gebiete nach Eugens Tode wieder verloren, 
aber seine Türkensiege blieben eine Quelle erhebender Erinnerung und stolzen 
Kraftbewußtseins und erhielten sich in vielen Volksliedern in frischem An- 
denken; das bekannteste hat die Eingangsstrophe: 
Prinz Eugen, der edle Ritter, 
Wollt' dem Kaiser wiedrum kriegen 
Stadt und Festung Belgerad. 
Er ließ schlagen einen Brucken, 
Daß man kuuut hinüber rucken 
Mit der Armee wohl für die Stadt. 
Nun hatte Engen zehn Jahre Ruhe; sie war zumeist dem Staate 
und den Wissenschaften und Künsten gewidmet. Er starb 1736 und wurde 
im Stephansdome in Wien beigesetzt. Er hat drei Kaisern nach einander 
ehrenvoll gedient, von denen er sagte: „Leopold war mein Vater, Joseph 
mein Bruder, Karl mein Herr." Kaiser Franz Joseph ließ ihm ein Herr- 
liches Reiterdenkmal vor der Hofburg zu Wien errichten. 
III. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
§ 16. Die 3ollcrn bis zum dreißigjährigen Kriege. 
1. Frühere Geschichte. Mit Albrecht dem Büren (f. II §. 19) war 
1134 das Anhaltinische oder Askanische Fürstenhaus zur Herrschaft 
über die Mark Brandenburg gelangt, welche aus der „Nordmark" 
hervorgegangen war, und führte diese mit großem Erfolge zum Segen 
des Landes bis 1320. Nun begann für Brandenburg eine traurige Zeit, 
da benachbarte Fürsten es als herrenloses Gut überfielen und Laudesteile 
an sich zu reißen suchten. Unter diesen Umstanden übertrug der deutsche 
Kaiser Ludwig der Bayer die Mark als ein frei gewordenes Lehen 
(1324) seinem achtjährigen Sohne Ludwig, und so kam Brandenburg auf
	        
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