32 Blicke in die Vergangenheit Brandenburgs. 
Seite zu fallen, ließ dies Tauenzien wissen und ihn zu kräftigem 
Widerstande ermuthigen. Am 6. September wurde Tauenzien 
früh um 9 Uhr unweit Jüterbog? mit Uebermacht angegriffen. Die 
Seinen weichen nach vierstündigem Kampfe schon langsam zurück, 
da donnert Bülow's Geschütz, und mit neuem Muthe stürmen 
die Tapfern vorwärts und drängen den Feind in das Dorf Denne- 
witz. Bei den Höhen von Niedergörsdorf erhebt sich ein hartnäcki- 
ger Kampf. Hier stürmt die vordere Brigade Bülow's unter Thü- 
men. Die aufschlagenden Granaten werden von der pommerschen 
Landwehr mit „Hurrah" und „Vorwärts" begrüßt, und obgleich 
der Feind das Dreifache an Geschütz und Fußvolk hat, dringen die 
Preußen doch bis Göhlsdorf vor. Hier stoßen sie aber auf gewal- 
tige Vierecke. Erst nach dem vierten Sturme wird das Dorf be- 
hauptet. Die Begeisterung der Truppen ist so groß, daß einige die 
Schuhe ausziehen, um schneller vorwärts zu kommen; der Unterof- 
fizier Haak vom Kolberger Regiment entreißt einem Tambour die 
Trommel, weil er ihm zu langsam geht, und schreitet sturmschlagend 
voran. Beim Sturm auf Dennewitz nimmt ein Hauptmann von 
Hülsen den Stumpf der zersplitterten Fahnenstange, dringt durch 
Kartätschen- und Kleingewebrfeuer bis dicht vor ein feindliches Viereck, 
und seine Tapfern schlagen die Feinde mit den Kolben nieder. Mit 
Ungestüm wird der Feind bis Rohrbeck getrieben. Aber ein furcht- 
barer Kampf erhebt sich nun um das brennende Göhlsdorf. 47 Ba- 
taillone Franzosen stehen hier gegen 17 preußische. In Gassen und 
Häusern, sogar in der Kirche wird gestritten. Da kracht es von 
brennenden Balken, von Gewehrsalven; da tönt es ringsum in Gär- 
ten und auf den Straßen von Trommelwirbel, Hörnerklang, Kom- 
mandoruf und Hurrah; da wirbelt Pulverdampf und Rauch um die 
kämpfenden Haufen; da liegen rings Todte und Verwundete, über 
welche die Lebenden hinwegsteigen müssen. Und mitten im wildesten 
Kampfe finden sich Preußen und Franzosen friedlich am Brunnen 
mitten im Dorfe; sie löschen den Durst und streiten dann von Neuem 
gegeneinander. Endlich müssen die Preußen aus dem Dorfe weichen. 
Da erscheint, Nachmittag '/2 4 Uhr, Borstell mit seiner Brigade als 
Retter, und ein Theil der Feinde muß gegen Rohrbeck, um dort 
den bedrängten Franzosen Hilfe zu leisten. Aber dort wie hier bei 
Göhlsdorf wird bald Alles in wilde Flucht gejagt und von Husaren 
und Ulanen bis in die Nacht verfolgt. — An diesem denkwürdigen 
Tage siegten 30,000 Preußen über 70,000 Franzosen und nahmen 
15,000 nebst 80 Kanonen gefangen. Das war die Ehrenschlacht der 
preußischen Landwehr! Ney mußte seinem Kaiser melden: „Ich bin 
gänzlich geschlagen. Ich bin nicht mehr Herr meiner Truppen, sie 
versagen mir den Gehorsam und haben sich aufgelöst!" — 
Verlag der Königlichen Universität»-Duchhandlung Ferdinand Hirt in Breslau. 
Druck von Graß, Barth und Comp. (W. Friedrich) in Breslau.
	        
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