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daran. Sie nennen sich selbst mit Stolz Rumini (d. i. Römer). 
Ihrer Tätigkeit nach sind sie fast durchweg Landleute. In gar 
mancher Beziehung ist das Land noch recht weit zurück. Erst 
1878 wurde es von der Herrschaft der Türken befreit, unter der 
es gründlich verwahrlost war. So ist z. B. auch der Boden noch 
lange nicht gründlich ausgenützt; nur 1/3 des Landes ist massig 
gepflegter Acker, ein grosser Teil des Bodens liegt überhaupt wüste. 
Infolge des Kohlenmangels fehlt dem Lande fast jede Industrie. 
Ebenso fehlen die Eisenbahnen, und der Analphabeten gibt es hier 
mehr noch als in Russland. — Qespinststoffe, Maschinen, Ge¬ 
webe u. s. w. werden eingeführt, besonders von Deutschland. 
d) Hauptstadt und Residenz ist Bukarest (282 Tausend). Hier 
strömen die Bodengüter der grossen Walachei zusammen und 
werden von hier aus weiter nach dem Westen Europas versandt. 
Sie gehen in Massen zu Wasser nach Belgien, Grossbritannien, 
Deutschland u.s.w. (Vergl. die Ortstabelle.) 
V. Die Südstaaten (Seide-, Südfrucht-, 
Weinstaaten) Europas. 
15. Die Europäische Türkei, a) Die Türkei beginnt als 
schmaler Landstreifen am Schwarzen Meer. Sie verbreitert sich 
westlich mehr und mehr bis an die Gestade des Adriatischen Meeres. 
Von Asien ist sie getrennt durch die Strasse von Konstantinopel 
(29 ö 41), durch das Marmarameer und die Strasse der Dardanellen 
(26 ö 40). An der Strasse von Konstantinopel nähert sich die 
Türkei Asien bis auf 2 km, sodass es den Anschein gewinnt, als 
befände man sich an einem breiten Strome. Mit der Boden- 
gestalt der Türkei machten wir bereits in No. 5 Bekanntschaft. 
Die ganze Balkanhalbinsel südlich der Donau ist Hoch- und Mittel¬ 
gebirge, welches hier eine Breite einnimmt wie nur noch in Spanien. 
Das Innere der Türkei ist ein schwer überschaubares Durcheinander 
von Gebirgszügen, die im Schardag (= Gebirge 21 ö 42) ihre be¬ 
deutendste Erhebung erreichen (3500 m). 
b) Im Jahre 1453 überschritten die Türken die Meerenge. 
Auf ihrem kriegerischen Zuge unterwarfen sie sich die ganze Halb¬ 
insel, ganz Ungarn, Rumänien und die Länder nördlich vom 
Schwarzen Meer. In furchtbarem Christenhasse drangen sie bis 
Osterreich vor, sengend und plündernd. Wo sie erschienen, gingen 
die Ortschaften in Flammen auf. Noch heute ist es sprichwörtlich, 
zu sagen: „Du feuerst wie der Türke vor Wien." Ihr Christen- 
hass sowohl, als auch ihre Tapferkeit erklären sich teilweise aus 
ihrer Religion. Ihr Glaube heisst Islam und wurde gelehrt von 
Mohammed. Es ist ihnen zur Pflicht gemacht, ihre Lehre mit Feuer 
und Schwert zu verbreiten. Sie glauben, dass alles Menschen¬ 
schicksal vorausbestimmt und unabwendbar sei. Ihre blinde Er¬ 
gebung in ein unabwendbares Schicksal bewirkte, dass sie Ruhe 
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