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So sind ganze Städte begraben und vergessen worden. Zum 
Qlück geschieht ein so gewaltiger Ausbruch selten. So empfinden 
die Menschen, und besonders die Fremden, nur das Prächtige und 
nicht das Furchtbare des gewaltigen Vulkanes, und Tausende zieht 
es hin, ihn zu sehen und zu bewundern. 
f) Des Wunderbaren und Seltenen bieten auch andere Städte 
Italiens nicht wenig. Wo Himmel und Erde, Wasser und Land 
sich zu so herrlichen Bildern zusammentun, da wird auch des 
Menschen Sinn auf das Schöne und seine Darstellung gelenkt. 
Der Italiener malt und singt gern und formt den Marmor Carraras 
(10 ö 44) zu herrlichen Gebilden. So bewundert der Fremde in 
Rom bald einen Springbrunnen, bald eine stattliche Freitreppe aus 
Marmor. Eine solche führt ihn in die herrlichste und ehrwürdigste 
Kirche der Welt, die Peterskirche zu Rom. Unter deren Hoch¬ 
altar befindet sich eine mit Marmor ausgelegte Kapelle, in der 
die Gebeine des heiligen Petrus ruhen sollen. Von der 130 m 
hohen Kuppel überblicken wir das gewaltige Rom mit seinen 
500000 Einwohnern. In nächster Nähe erhebt sich der Vatikan, 
ein Wunderpalast und eine Stadt im kleinen, das Heim des Papstes. 
Er umfasst 22 Höfe, 200 Treppen und viele Tausend Zimmer, eine 
Bibliothek mit 64 000 Bänden und mit herrlichen Gemälden des 
grossen Rafael. 
Je weiter wir nordwärts wandern, je mehr begegnen wir 
kirchlichen und weltlichen Palästen. Letztere sind oft burgartig gebaut 
und bestehen aus gewaltigen Quadern, wie für die Ewigkeit ge¬ 
fügt. Wir bewundern in Florenz (11 ö 44) die 170 Kirchen, in 
Genua (9 ö 44) das Marmordenkmal des Kolumbus und die Grab¬ 
denkmäler des Friedhofs, in Venedig*) (12 ö 45) die Kirche 
St. Markus, deren Turm vor kurzem zum Leidwesen vieler zu¬ 
sammenbrach, in Mailand (9 ö 45) ganz besonders den Dom. 
Marmor und Gold, in edelste Form gebracht, erstrahlend in ge¬ 
heimnisvoll buntem Dämmerlicht — das ist dieser herrliche Dom 
im Innern. Gross und weit ist er in der äusseren Anlage, und 
als Zierde dient ihm ein Wald von Türmen und Türmchen, 
Erkerchen und Verzierungen aller Art. So schufen höchste Kunst 
und Frömmigkeit der Menschen dieses Bauwerk zur Ehre Gottes 
und ihrer selbst. 
g) Wir sind wieder in der Poebene angelangt, stehen wieder 
inmitten der schon bewunderten Fruchtfelder, inmitten des „Gartens 
von Europa". Das lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Verdienst- und 
Ernährungsverhältnisse des italienischen Volkes; ist doch die 
Volksdichte hier bedeutender als in Deutschland (115:109). Aus 
dem Weizen, woran das Land sehr reich ist, bereitet der Italiener 
Maccaroni, seine Lieblingsspeise. Wir beobachten ihn auch beim 
Einkauf auf dem Markte Venedigs (12 ö 45). Feigen, Granat¬ 
äpfel, Melonen, gebrannte Mandeln, gezuckerte Früchte werden hier 
*) Auf Pfählen, mitten im Meer. 140 Kanäle, 378 Brücken. Viele Paläste, z. B. der Dogenpalast.
	        
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