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Asien. 
die das umliegende Land, das man Armenien nennt, bedecken, 
und cs dadurch zu einem der höchsten und bergigsten Länder 
Asiens machen. Fast alle Theile der asiatischen Türkei sind 
fruchtbar, aber schlecht angebaut, theils weil die Menschen träge 
sind, theils weil bei der großen Willkür der Regierung Keiner 
weiß, ob ihm das gelassen wird, was er anbaut. 
Die um die asiatische Türkei fließenden Meere und Meeren¬ 
gen sind bekannt, und brauchen nur auf der Landkarte noch ein¬ 
mal nachgesehen zu werden. Auch den einzigen Hauptfluß des 
Landes haben wir schon in der Einleitung genannt, den E u - 
phrat. Er nimmt links den Tigris auf, und heißt von da an 
Schat el Arab, unter welchem Namen er in den persischen 
Meerbusen geht. 
Das ganze Land gehört zu der gemäßigten Zone, und be¬ 
rührt nur mit den südlichsten Spitzen den Anfang der. heißen. 
Aber dennoch ist die Luft in allen niedrigen Gegenden sehr warm, 
etwa so wie in Sicilien, und so wie auf dieser Insel im Som¬ 
mer zuweilen der schwüle Sirocco weht, so ist es hier der gif¬ 
tige Samum, der nicht nur alle Muskeln der Menschen und 
Thiere plötzlich erschlafft, sondern auch leicht tödtlich wird. Da¬ 
her werfen sich die Menschen, wenn sie von ihm im Freien über¬ 
fallen werden, platt auf die Erde nieder, und sind sie daheim, 
so verstopfen .sie alle Oeffnungen der Häuser, und wagen sich 
nicht auf die Straße. Auf den Gebirgen ist die Lust zum Theil 
recht rauh, namentlich in Armenien. 
Daß ein so fruchtbares, unter einem so milden Himmel lie¬ 
gendes Land viele schöne Dinge erzeugt, versteht sich von selbst. 
Unter den Mineralien zeichnen wir nur den bekannten Meer¬ 
schaum, eine Talkerde, aus, der in Klein-Asien vorzugsweise ge¬ 
funden wird. Besonders ergiebig ist das Pflanzenreich. Alle 
Arten von Getreide, besonders auch Mais und Reiß, gedeihen 
ganz vorzüglich. An edlen Früchten: Mandeln, Pfirsichen, Apri¬ 
kosen, Citronen, Apfelsinen, Granaten, Ananas, Datteln, Wein 
u. s. w. ist das Land sehr reich, und namentlich ist ja Klein- 
Asien das Vaterland unsrer Kirschen. Die besten Feigen, die wir 
bei uns essen, bekommen wir getrocknet aus der asiatischen Tür¬ 
kei. Außer den gewöhnlichen Hausthieren findet man hier Schafe 
mit so langen, dicken und schweren Fettschwauzen, daß man ih¬ 
nen kleine Wagen anbindet, auf denen sie den Schwanz hinter 
sich herfahren; die angorischen Ziegen sind in Klein - Asien zu 
Hause, mit den langen Haaren, aus denen man das sogenannte 
Kameelgarn macht. In den Wäldern giebt es der wilden Bie¬ 
nenschwärme, die Honig und Wachs in Ueberfluß geben, in Menge. 
Nur hat das Land auch eine große Plage an den Heuschrecken, 
die nicht selten die ganze Erndte verzehren.
	        
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