Full text: Europa, die fremden Erdteile und die allgemeine Erd- und Himmelskunde (Bd. 2)

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früher ausgehen und später zur Zeit des Sonnenuntergangs sogar am westlichen 
Himmel erscheinen. Die Sonne bleibt also täglich gegen die Sterne nach Osten 
zurück. Nach Verlauf eines Jahres haben die Sterne wieder dieselbe Stellung zur 
Sonne. Somit macht die Sonne jährlich «scheinbar) eine Bewegung von Westen nach 
Osten. Die Bahn dieser scheinbaren Bewegung heißt Ekliptik ld. i. Verfinsterung). 
Auf dieser Bahn kommt die Sonne an zwölf Sterngruppen vorüber, die einem 
Gürtel gleich die Ekliptik begleiten. Diesen Sternbildern sind meist Namen von 
Tieren beigelegt, weshalb die Alten den Gürtel Tierkreis (Zodiakus-Tierchen) 
nannten. Die Namen der Sternbilder find: Widder, Stier, Zwillinge; Krebs, Löwe, 
Jungfrau; Wage, Skorpion, Schütze; Steinbock, Wassermann, Fische. 
2. Die Form und Größe Der Erdbahn. Die eben erwähnte Be- 
wegung der Sonne um die Erde ist nur eine scheinbare; denn die 
Sonne steht still, und die Erde kreist um dieselbe, wodurch sich die 
angeführten Erscheinungen leicht erklären lassen. Die jährliche Be- 
wegung der Erde um die Sonne heißt R evoluti on(-Umwälzung). 
Die Form der Erdbahn ist eine Ellipse, die aber von der Kreis- 
form nur wenig abweicht. In einem Brennpunkte derselben steht die 
Sonne. Daraus folgt, daß die Erde nicht immer gleich weit von der 
Sonne entfernt ist. Steht sie in dem einen Endpunkt der großen 
Achse, so ist sie der Sonne am nächsten, in dem andern stehend, ist 
sie am weitesten von ihr entfernt. Die Sonnennähe durchläuft die 
Erde während unseres Winters. Je näher die Erde der Sonne ist, 
desto größer ist die Geschwindigkeit ihrer Bewegung. Daher ist das 
Sommerhalbjahr auf der nördlichen Halbkugel (72/3 Tage) länger als 
das Winterhalbjahr. Die Entfernung der Erde von der Sonne be- 
trägt bei Sonnennähe 1461/?, bei Sonnenferne 151 ]/? Mill. km. Die 
Länge der Erdbahn beträgt etwa 940 Mill. km; daher legt die Erde 
in 1 Sekunde einen Weg von ungefähr 30 kin zurück.') 
3. Die Stellung der Erdachse. Es ist nun der Frage näherzu- 
treten, welche Stellung die Erdachse auf der Erdbahn hat. Dabei 
halte man sich gegenwärtig, daß eine Linie auf einer Ebene, alfo auch 
die Erdachse aus der Erdbahn, senkrecht, wagerecht und schief stehen 
kann. Angenommen, die Erdachse stehe senkrecht auf der Erdbahn. 
Die Folgen dieser Stellung lassen sich leicht erkennen, wenn man den 
Globus in dieser Stellung über die uuteu erwähnte Zeichnung führt. 
Dann ergibt sich, daß die Sonnenstrahlen während des ganzen Jahres 
senkrecht aus den Äquator fallen. Die Beleuchtuugs- und Wärme- 
Verhältnisse wären für jeden Ort der Erde während des ganzen Jahres 
gleich. Wir hätten also dann stets Frühling oder Herbst. Weil das 
aber tatsächlich nicht der Fall ist, so kann die Erdachse auch nicht 
senkrecht auf der Erdbahn stehen. Gesetzt den Fall, die Erdachse 
habe eine wagerechte Stellung. In dieser ist der Globus über die 
gezeichnete Erdbahn zu führen. Dann fielen die Sonnenstrahlen am 
21. März senkrecht auf den Äquator, am 21. Juni aber bereits fenk- 
') Zur Veranschaulichung zeichne man die Erdbahn auf die wagerecht gelegte 
Schultafel In dem einen Brennpunkt wird eine brenneiide Kerze, welche die Sonne 
bedeutet, aufgestellt. Auf der gezeichneten Linie ist der Globus (ohne Gestell, aber 
mit der Achse) dergestalt zu bewegen, daß das untere Ende der Achse stets auf der 
Linie bleibt. Wie der Globus um die Kerze, so bewegt sich die Erde in einem Jahre 
um die Sonne.
	        
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